Geldspiel in Thailand

Glücksspiel in Thailand

Gibt’s doch gar nicht! Spielen um Geld ist in Thailand verboten.

Auch wenn sich das demnächst ändern soll, im Moment gibt es tatsächlich nur wenige offiziell zugelassene Möglichkeiten um Geld zu spielen, z.B. die staatliche Lotterie und bei Beerdigungen.

Früher war das mit Wetten beim Pferderennen auf dem Royal Turf Club in Bangkok auch noch möglich. Lotteli – wie das hier in Thailand genannt wird – ist eher für die normalen Menschen, die sich mit einem Gewinn ihren Traum erfüllen wollen. Pferderennen war eher für die Hai So. Mitglieder der High Society können eher große Summen verzocken und waren sicher traurig, als die Pferderennbahn vor einigen Jahren geschlossen wurde und später in einen öffentlichen Park umgewandelt wurde.

Seit diesem Jahr 2024 freuen die sich aber wieder. Denn es werden wieder Pläne öffentlich diskutiert, Casinos mit Lizenzen auszustatten, wie es in den Nachbarländern üblich ist. Nach neuesten Meldungen soll es dazu drei Standort in Thailand geben: Bangkok, Phuket und Chiang Mai.

Nun wird sich aber der eine oder die andere aufmerksame Thailand-Urlauberin doch wundern, dass Glückspiel in Thailand nicht erlaubt sein soll. „Ich hab doch letztes Jahr abends die Männer beim Kartenspiel gesehen. Und da lag doch Geld auf dem Tisch!“

Richtig gesehen. Hier wird um Geld gespielt, mal mehr, mal weniger offen. Mal um mehr, mal um weniger hohe Beträge. So habe ich bei einem Besuch in einem Dorf in den nordthailändischen Bergen nachmittags eine Runde Männer beim Zocken beobachten können. Da stand der Whiskey auf dem Tisch. Die Zigaretten und die Baht-Scheine lagen daneben. Es wurde nicht mit Karten gespielt, sondern mit einer Art chinesischer Majong- oder Rummy-Kub-Steinen. Es ging ernst, aber nicht verbissen, um kleine Summen.


Muay Thai und Hahnenkampf

Aber auch beim Muay Thai, dem berühmten thailändischen Kampf mit Fäusten (in Boxhandschuhen), Ellbogen, Knien und Füßen (ohne Schuhe) wird gezockt. Bei kleinen und größeren Kämpfen, bei einem Dorffest auf dem Land oder in den großen Stadien in den Städten, stehen Männer nahe am Ring, wedeln mit Geldscheinen in der Hand und feuern sowohl die Kämpfer an als auch andere Bieter. Öffentlicher geht es nicht mehr, denn die Sonntagskämpfe im Lumphini-Stadion werden im Fernsehen übertragen. Da schaut die ganze Nation zu.

Wer schon mal die populären Hahnenkämpfe beobachtet hat, kennt diese Szenen auch. Da geht es nicht nur um die Ehre. Da werden auch größere Geldbeträge auf den Favoriten gesetzt. Oder zumindest auf den Hahn, der dafür gehalten wird. Das kann auch schon mal eine Existenz vernichten, wie in der Kurzgeschichte „Hahnenkämpfe“ im Buch „Sightseeing“ von Rattawut Lapcharoensap beschrieben (meine Buchempfehlungen).

Wer übrigens die stolzen Kampfhähne bewundern möchte – und ihre nicht minder stolzen Besitzer dazu – kann im Chatuchak-Markt in Bangkok in der Tierabteilung welche finden. Aber auch an der Straßenecke neben dem White Temple (Wat Rong Khun) in Chiang Rai sitzen sie immer zusammen und testen auch gerne mal ihre Lieblinge gegeneinander.


Goldene Kuppeln auf der anderen Seite des Mekongs

Eine weithin sichtbare Auswirkung des Glückspielverbots in Thailand ist am Mekong zwischen dem Goldenen Dreieck und Chiang Khong zu bewundern. Nicht nur in der burmesischen Grenzstadt Tachilek oder an den kambodschanischen Grenzübergängen, auch auf der laotischen Flussseite des Mekongs sind große und pompöse Casinos zu bewundern. Goldene Kuppeln und mächtige Säulen werben für die Geldanlage bei Glückspielen wie Roulette und BlackJack, aber auch an „Slot Machines“ wie „Einarmigen Banditen“ und anderen Automaten.

Diese Enklave für reiche Chinesen wird immer größer. Einst waren die Casinos die größten Gebäude, nun werden sie von Hotelbauten übertroffen. Alles hier ist in chinesischer Hand. Ein Taxi vom Glückstempel zum Hotel in dieser künstlichen Stadt kostet 50,- Euro. Ich befürchte, es bleibt wenig davon beim laotischen Volk hängen.

Chinesische Casinos in Laos vom Goldenen Dreieck gesehen

Was würden Thailänder wohl sagen zu Sportwetten oder Online Poker, wie sie in Deutschland beworben werden? Sie würden ausflippen. Die Chance auf große Gewinne, das ist es, was ein echtes thailändisches Spielerherz höher schlagen und die Augen leuchten lässt. Dabei müssten sie noch nicht einmal ihr gemütliches Zuhause oder ihre Lieblingskneipe verlassen. Alles online möglich. Ein Traum.

Leider gibt es auch hier immer mehr Online-Betrug. Thais arbeiten in Tachilek oder in anderen grenznahen Orten in Call-Centern, die Thais zum Online-Gambling verführen sollen. Der Verdienst ist gut für die leichte Arbeit in klimatisierten Räumen.

Online-Casino – nur ein Traum in Thailand. Denn leider verboten. Das kann dann sogar soweit gehen, dass Forex-Trading als Glücksspiel betrachtet wird. Zur Erklärung: Der Handel am Devisenmarkt (Währungsmarkt, FX-Market von Foreign Exchange Market) wird heutzutage online und Software-unterstützt betrieben. Mit einem weltweiten Tagesumsatz von über 7,5 Billionen Dollar handelt es sich um den größten Finanzmarkt der Welt (Quelle Wikipedia). Da kann jede Börse einpacken. Und davon wollen sich clevere Spekulanten eine Scheibe abschneiden. Das entsprach nach Auffassung der thailändischen Polizei dem Roulette spielen und ist somit verboten. Immer mal wieder liest man von verhafteten Personen, die eine Webseite betrieben, wo Thailänder Millionen von Baht investierten in hochspekulative Investitionen.

Wie gesagt, eine der wenigen Möglichkeiten hier im Land legal um Geld zu spielen, ist die staatliche Lotterie. Dass das nicht nur Glückssache ist, zeigt die Frau eines Freundes. Sie hat ihr ganz eigenes System, um die richtigen Glückszahlen zu finden. Laut Aussage meines deutschen Freundes wälzt sie dabei tagelang Zahlenkolonnen auf DIN A4-Blättern hin und her – und war damit richtig erfolgreich. Leider funktioniert ihr System nicht mehr.

Das Los mit den Glückszahlen muss bei einem der Hunderte mobiler Lotteriescheinverkäufern gefunden werden. Besondere Glücknummern – wie z.B. mit vielen 9er für die Chinesen – gehen dabei schon mal für weit mehr als die offiziell 80 Baht billigen Lose. Der Verkauf von Losen für mehr als die offiziellen 80 Baht ist auch verboten.

Zweimal im Monat werden die GEwinne ausgespielt. Um den ersten und den 15. des Monats sind entsprechend deutlich mehr Losverkäufer unterwegs auf Straßen und in Restaurant. Dass manchmal auch Kinder losgeschickt werden, ist weniger schön.

Manchmal gibt es merkwürdige Wege die „richtigen“ Zahlen zu finden. So wurde ich auch schon mal gefragt, welche Zahlen auf meinem Roller-Kennzeichen zu finden sind, oder wie mein Geburtsdatum sei. Ich hoffe, die Zahlen haben Glück gebracht.


Eine wichtige Ausnahme für Glücksspiel in Thailand

Eine Ausnahme zum Glücksspiel gibt es aber doch: Auf Trauerfeiern kürzlich Verstorbener.

Eine thailändische Trauerfeier dauert 3 Tage. So lange braucht die Seele um den Körper entgültig zu verlassen. Nun kann man diese Seele nicht alleine lassen in dieser Zeit. Also werden Freunde, Verwandte und das ganze Dorf eingeladen. Wenn nun der Verstorbene nicht wirklich beliebt war, müssen die Gäste überredet werden zu kommen. Das geschieht mit Essen, Trinken (viel Alkohol) und eben dem Glücksspiel. Die Hinterbliebenen sind dabei die Bank und können damit und den Geldgeschenken die Totenfeier und die Übergangszeit finanzieren. Eine Win-Win-Situation für Alle.

Ich wünsche dir viel Glück – beim Spiel und in der Liebe.

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Hallo, ich bin Stefan

Seit 2014 lebe ich hauptsächlich in Chiang Rai, der nördlichsten Provinz Thailands.

Hier auf STEFANinTHAILAND berichte ich über Leben, Reisen und Radfahren in Thailand. Neugier und Lust auf Aktivitäten sind meine größte Motivation, um Land und Leute zu erkunden. Vor allem für Chiang Rai werde als Experten bezeichnet.

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