Typisch Thai

In vielen Jahren Reisen und Leben in Thailand sind mir immer wieder merkwürdige Eigenheiten und Regeln oder Ereignisse begegnet. Manchmal lustig, manchmal unverständlich, manchmal exotisch. Typisch Thai eben.


Die Geister verwirren

Auf thailändischen Autos findet sich häufig ein Aufkleber mit einem Satz wie diesem: “Dieses Auto ist rot” (rot khan nii sii däng)

Stell dir vor, du hast immer Unfälle mit schwarzen Autos. Nun hast du aber kein Geld, das Auto umzulackieren, geschweige dir ein neues in einer anderen Farbe zu kaufen. Also schaust du, wie du die Verursacher ablenken kannst.

Meine Frage, ob Geister besser lesen als sehen könnten, wurde abgeschmettert mit “das ist eine Glaubenssache”. Also fernab jeder Logik. Aha, Alles klar.


Thai-Fußball und ein sehr spezielles Wappentier

Chiang Rai United Football Club, Meister der ersten Liga im Jahr 2019, hat ein ganz spezielles Wappentier: eine Art Nashornkäfer – echte Kämpfer eben.

Warum das echte Kämpfer sind und warum so viele Brasilianer in dem Verein spielen, erzähle ich in meinem Beitrag über den CRUTD.


Thailändisch ist eine ganz schön schwere Sprache – selbst für Thailänder

Natürlich gibt’s in Thailand auch Quiz-Shows. Nun hab ich im Fernsehen eine gesehen, bei der es um eine Spezialität der thailändischen Sprache ging, nämlich um Zähleinheiten. In Deutsch sagen wir “Ich habe heute 50 Chinesen getroffen”. In Thai ist die Satzstruktur “Heute ich treffen Chinesen 50 Menschen (das ist die Zähleinheit) schon”. Das besondere daran: Es gibt über 100 verschiedene Zähleinheiten. So las der Moderator nacheinander die Worte für verschiedene Gegenstände vor und die Kandidaten mussten einfach in 10 Sekunden das passende Zählwort dazu wissen. Tja, das scheint selbst für “echte” Thailänder, die es in eine Quiz-Show schaffen, so schwierig zu sein, dass nicht alle richtig beantwortet wurden. Eine Herausforderung für Alle, die richtig Thai lernen wollen. Zum Glück gibt es eine “universelle” Zähleinheit “an”, die wir Farang immer oder Thais im Notfall verwenden können.

Ich habe aber auch immer wieder Spaß daran, die richtigen Zählwörter zu kennen. Das beeindruckt Thais sehr.

Du solltest dir meinen Artikel über Thai-Lernen anschauen. Da ist die beste Kombination zum Lernen beschrieben. Oder gleich einen Kurs bei den Profis kaufen:

Thai-lernen.net von Silko und Sara

Thaikurs für Anfänger - Thailernen.net

oder

Online-Thai von Ruedi Seiler


Partystimmung im Zug nach Bangkok

Bald wird wieder die thailändische Regierung gewählt. Mir wurde in meinen ersten Jahren in Thailand erzählt, dass früher bei solchen Gelegenheiten Stimmen gekauft würden. Nie konnte ich mir erklären, wie solch eine Beeinflussung ablaufen sollte. Bis ich es dann hautnah mitbekam.

Wir schrieben den Januar 2014. Ich saß im Zug von Hua Hin nach Bangkok. Um mich herum Hunderte fröhlicher Thais. Es war mal wieder recht heiß, aber die offenen Fenster ließen genug frische Luft ein, um nicht zu sehr unter den Ausdünstungen zu leiden. Das billige Plastik der Sitze klebte an meinen Beinen.

Ich wollte weiter Richtung Norden nach Mae Sai, wo ich später als Volunteer in einem Kinderheim arbeiten würde. Die Menschen um mich herum wollten sich den jetzt schon großen Menschenmengen um Suthep Thaugsuban anschließen. Es wurde friedlich demonstriert in Bangkok. Der berühmte Bangkok Shutdown stand bevor.

Bangkok Shutdown

Nur kurz zur Erklärung für diejenigen, die sich nicht erinnern: Die Gelbhemden (Monarchie-treue Thailänder vor allem um Bangkok und im Süden) wollten sich nicht mehr von der demokratisch gewählten Rothemden-Regierung (der Gegenpol, vor allem Bauern im Norden und Nordosten des Landes) um Thaksin-Schwester Yingluck regieren lassen. Also beschloss der einflussreiche und gerade erst zurück getretene Politiker Suthep Bangkok lahmzulegen, bis die Regierung zurücktreten würde. Ende Februar wurde der Shutdown beendet.  

Wer mehr darüber lesen will und sich dafür interessiert, wie es weiterging, sollte den Wikipedia-Artikel Politische Krise 2013/2014 lesen. Ein englischsprachiger Artikel der Bangkok Post dazu.

Zurück zur Szene im Zug: Ich erfuhr schnell, dass meine Mitreisenden auf verschiedene Camps aufgeteilt werden würden. Die Damen neben mir würden im Lumphini-Park erwartet und in dort bereitgestellten Zelten schlafen. Später in Bangkok würde ich sehen können, wie gut das damals organisiert war.

Meine Fragen wurden bereitwillig beantwortet. Ja, Freunde oder Verwandte würden zuhause den Laden weiterführen oder die Kinder betreuen. Auch die zurückgebliebenen Ehemänner freuten sich über die Zeit ohne ihre Ehefrauen. Sie würden vielleicht eine oder zwei Wochen in Bangkok bleiben. Was genau da passieren würde, wüssten sie noch nicht so genau. Mai pen rai.

Auch meine Frage nach dem Warum fand schnell eine Erklärung. Sie seien stolze Thais, liebten den König, die Yingluck aber gar nicht. Außerdem bekäme jeder 500 Baht pro Tag, Zugticket und Essen. Dazu muss man wissen, dass der gesetzlich vorgeschriebene, aber nicht immer eingehaltene, Mindestlohn pro Tag zu der Zeit bei 300 Baht lag.

Nun wunderte ich mich gar nicht mehr über die ausgelassene Stimmung im Zug. Eine freudig angenommene Gelegenheit zu einem gemeinsamen Ausflug in die Hauptstadt, bei dem man auch noch besser verdiente als zuhause. Thais lieben Abwechslung vom Alltag. Sanuk (Spaß) ist ein sehr wichtiger Faktor des thailändischen Wohlbefindens.

Später in Chiang Mai wurde dann auch meine Neugier nach dem Ablauf befriedigt. Jemand, der schon über 35 Jahre in Thailand lebte, beschrieb, wie das früher ablief. In jedem Viertel gab es einen Vertreter der jeweiligen Partei (es gab eigentlich nur zwei), der 1500 Baht anbot. Eine dreiköpfige Familie konnte also locker 4500 Baht verdienen.

Meine naive Annahme „Toll, dann kann sich jeder bezahlen lassen und trotzdem wählen, wie er will“ wurde auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeworfen. Es wurde genau notiert, wie viel Geld in jedem Viertel ausgegeben wurde. Wenn dann nicht genug Stimmen in der Wahl nicht erreicht worden wären, hätte der Vertreter der Partei ernsthafte Schwierigkeiten mit seiner physischen Unversehrtheit bekommen. Das mochte natürlich keiner der Empfänger verantworten.


Solar – no power

Das Mamas Resort auf dem kleinen Koh Chang erzeugt den Strom, der sonst nur abends per Generator zur Verfügung steht, erfolgreich mittels Solar-Panels. Nun wollten die Nachbarn an ihrem Neubau des Restaurants auch Strom per Sonnenenergie erzeugen, weil man dann ja kein Benzin mehr für den Generator kaufen müsste. Allerdings verstand man sich nicht wirklich gut mit den Nachbarn. Eine alte Familienstreitigkeit, die es zwar erlaubte, ein Schwätzchen zu halten, aber auf gar keinen Fall um Rat zu fragen.

Die Anlage wurde also installiert und man wartete gespannt auf das Ergebnis. Wie enttäuschend, dass jeden Tag nur 30% des möglichen Ertrags angezeigt wurden. Wir standen vor dem Gebäude, schauten auf’s Dach, schauten im Garten umher und fragten schließlich den Besitzer, wo denn die Solar-Panels seien. Seine Antwort hinterließ Ratlosigkeit bei uns: Na, auf der Rückseite des Daches, zum Wald am Berg hingewandt. Sonst würden die Panelsdoch die Sicht auf das schöne blaue Dach stören.


Ein Amerikaner in Thailand

Ein Amerikaner, verheiratet mit einer lieben Thai, hat sich erbeten, in sein neues Haus ein spezielles Fenster in sein Bad einbauen zu lassen. Sein neues Bad hatte nämlich ein wunderschönes Jacuzzi. Das Fenster in den Garten sollte klare Durchsicht genießen, von außen aber undurchsichtig sein. Leider war das Paar während des Einbaus gerade in California, konnte also das neue Fenster erst nach Rückkehr genießen.

Leider war es falsch herum eingebaut worden: ein Blick in den Garten war nicht möglich, der Einblick vom Garten allerdings klar und wunderschön auf das neue Jacuzzi. Unserem Amerikaner hat das nicht besonders gefallen, der Installateur des Fensters sollte sofort her, um das Fenster anders herum einzubauen. Seine Thai-Gattin war absolut nicht einverstanden. Der Installateur würde ja sein Gesicht verlieren. No way … Ein anderer Meister seines Faches wurde beauftragt, dieses Problem zu beseitigen …

Herzlichen Dank an Rainer für diese Anekdote


Glückszahlen

Hin und wieder werde ich ich gefragt, was meine Nummer auf dem Motorrad-Kennzeichen wäre. „854.“ antworte ich dann. Anfangs war ich stolz, weil ich mir die Nummer bemerkt hatte, um mein Moped von den hunderten gleichartiger unterscheiden zu können, und ich dachte darum ging es.

Darum geht es aber überhaupt nicht. Es geht um die Glückszahlen bei der Lotterie. „Ein Farang, der schon ein Jahr hier wohnt und immer noch bei mir einkauft? Das muss ja Glück bringen.“ So oder so ähnlich denken sich das wohl die Leute, die mich fragen. Die Lotterie ist ein großes Ding in Thailand. Wie in Deutschland eigentlich auch. Lotterieverkäufer laufen oder fahren weit, um ihre Lose mit bestimmten Zahlenkombinationen, die Glück bringen sollen, zu verkaufen – zu manchmal deutlich höheren Preisen. Ich suche immer nach 3322. Willst du wissen, warum?


Toilettenregeln – Popodusche

„Woran merkt man, dass man in Thailand ist?“ Diese witzig gemeinte Frage fand ich neulich auf einer Seite für junge Ausländer im Internet. Eine der Antworten ließ mich schmunzeln: Wenn die Toilettenpapierrollen auf dem Tisch stehen statt auf der Toilette.

Ja, das ist wirklich so. Beim Essen wird das Papier als Servietten benutzt und auf der Toilette findet man meist gar keins. Und wenn es dort zu finden ist, weisen Schilder darauf hin, dass man das benutzte Papier nicht runter spülen soll sondern in den Mülleimer werfen soll, was die meisten Ausländer irritiert. Meist sind die Rohre nicht für größere Klumpen ausgelegt und verstopfen leicht.

Ja, und wie mach ich das nach dem großen Geschäft, wenn kein Toilettenpapier da ist? Eine essentielle Frage für reinliche Menschen. Ich persönlich habe die Spritzbrausen (oder Popo-Dusche), die man häufig findet, zu schätzen gelernt (Nachteil: ein nasser Hintern). Manchmal findet man auch noch die ganz alte Version aus der Zeit vor der Installation von fließend Wasser: ein Becken mit Wasser und eine Schüssel. Dann heißt es die linke Hand zu benutzen, weswegen früher auch nur mit der rechten Hand gegessen wurde …

Schau dir mein Erklär-Video zur Popodusche an:



An der Polizeistation Daumen hoch für eine aufgemotzte Kawasaki

Ich träumte schon länger von einem kleinen Motorrad. Deshalb hatte ich mir für einen Tag einen D-Tracker gemietet. Das ist eine 250er Kawasaki, die aussieht wie eine Enduro aber mit Straßenreifen ausgestattet ist – genial geeignet um die Kurven hoch zu düsen zum Doi Tung oder Doi Chang. (Siehe auch Ausflugsziele in Chiang Rai)

Nun war dieses kleine Motorbike mit einem sehr lauten Auspuff ausgestattet. Ich mag den kernigen Sound ja schon gerne, aber das war selbst mir zu laut. Aber ich war ja in Thailand und da macht es den Leuten nichts aus, wenn etwas laut ist. Also traute ich mich damit herumzufahren. Echt geil.

Dann kam ich zum Polizei Checkpoint bei Baan Tham (Affentempel). Nun wurde mir doch mulmig zumute. Aber was ist passiert? Da hat mir sogar ein Polizist „Daumen hoch“ gezeigt anstatt mich anzuhalten, weil ich mit einem höllisch lauten Motorrad unterwegs war.


Vorfahrtsregeln in Thailand

Als ich meinen thailändischen Führerschein verlängern lassen wollte, dachte ich mir, es kann nicht schaden, ein paar thailändische Verkehrsregeln zu kennen. Also fragte ich meine Kollegin, wer denn Vorfahrt an einer Kreuzung hätte. Die auf der Hauptstraße haben Vorfahrt. Mmmmh. Meine nächste Frage, woran ich denn eine Hauptstraße erkennen würde, brachte mir nur einen mitleidigen Blick ein.

Also versuchte ich es mit „wenn zwei gleich große Landstraßen…“ „Samjääk oder Sijääk?“ also T-Kreuzung oder 4er-Kreuzung kam eine Frage zurück. Ich wollte natürlich beides wissen. „Tja, das weiß ich auch nicht.“ In solchen Situationen ist es in Thailand extrem wichtig, einfach nur zu lächeln.

Bei meiner Suche im Internet nach deutschsprachigen Verkehrsregeln für Thailand stieß ich dann auf ein paar Portale, die sich darüber ausließen, wie mies den der Verkehr sei und aufführten, was alles falsch gemacht würde. Allerdings fand ich wenig konkrete Regeln – dafür aber ein paar nette Widersprüche was die Geschwindigkeitsbeschränkungen angeht. Letztlich fand ich dann eine Beschreibung auf Thai mit Bildern.

Ich glaube für mich war es durchaus gut, die Regeln bisher nicht zu kennen, weil ich dadurch vorsichtiger gefahren bin. Wer sich hier auf die Regeln verlässt, kann dann bei einem Unfall sagen „ich hatte Vorfahrt“. Nützt ihm nur nix, weil eh niemand für den Schaden aufkommt.

Übrigens ist es links vor rechts. Eigentlich logisch bei Linksverkehr.


noch mehr Vorschläge zu Bücher über Thailand


Ein Affentheater in Lopburi

Auf Videos hatte ich sie schon gesehen: Affen-Gangs, die sich auf Straßenkreuzungen mitten in der Stadt bekämpfen. So wie man sich Straßenkampf rivalisierender Jugend-Gangs vorstellt. Als ich mich dann mal auf dem Heimweg vom Don Muang Flughafen in Bangkok verfahren hatte, war ich plötzlich mitten drin. Es war spät abends und ich hatte einen langen Weg vor mir. Hin- und hergerissen zwischen Neugier und Respekt vor der langen Fahrt durch die Nacht, beschloss ich später wiederzukommen.

Das hat bisher noch nicht geklappt. Aber zum Glück hat mir Thailand-Experte Andreas einen Gastartikel über seine Erlebnisse in Lopburi zur Verfügung gestellt.

Zum Artikel über die Affen von Lopburi


Schlagzeilen zum Valentinstag

“Gefahren am Valentinstag – Wie jedes Jahr sehen die thailändischen Behörden dem Valentinstag mit gemischten Gefühlen entgegen, weil sich Jugendliche an diesem Tag zu nahe kommen könnten … Die Polizei forderte Eltern dazu auf, den Nachwuchs über die „Gefahren“ zu informieren, die der Valentinstag mit sich bringt.”

“Kein Sex zum Valentinstag – Das Innenministerium hat die Bangkoker Stadtverwaltung und die Gouverneure der Provinzen aufgefordert, am Valentinstag, 14. Februar, ein Auge auf sogenannte Love Motels zu werfen. … In Thailand, so die Behörde, würden an diesem Tag Schüler/innen und Studenten/innen erstmals in Sex einwilligen. Weil ihnen weder ein Zimmer noch die Rückbank eines Autos zur Verfügung stehen, suchen Teenager Love Hotels auf.”


Inspiriert von wahren Ereignissen

Meine Kurzgeschichte aus Thailand beginnt so:

Obwohl die Sonne erst eine Stunde zuvor über dem Berg aufgegangen war, nahm die Hitze auf dem offenen Platz stetig zu. Die kühle Brise vom Meer linderte nur wenig. Die meisten Thais drängten sich im wenigen Schatten zusammen, den die paar Kasuarien-Bäume boten. Der blasse Schotte mit den netten Sommersprossen hatte seinen Schirm aufgespannt. Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft. Kalte Asche und frisch geschlagenes Holz mischten sich mit Kampfer und Kräutern.

Das Auffallendste aber war das betretene Schweigen unter den Gästen am Krematorium auf Koh Jum. Alle starrten auf Papa Hollands bleiche Füße, die weit aus dem Ofen herausragten.

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