Busfahren in Bangkok in den 80er Jahren

Thailand seit den 80ern – Thailand-Fans berichten – 1

In der sehr freundlichen und informativen Facebook-Gruppe „Thailand erleben und genießen“ verfolgte ich einen Post. Silke hatte nach “deinem ersten Mal Thailand“ gefragt. Die Antworten haben mich extrem neugierig gemacht. Genau wie ich haben viele Reisende schon früh Thailand kennengelernt und sind hängen geblieben – als regelmäßige Urlauber, Reisende, Überwinterer oder Auswanderer.

Warum gerade Thailand?

Aus den gleichen Gründen, warum mich dieses Land, seine Menschen und seine Kultur nicht mehr losgelassen haben? Wenn ich so neugierig bin, hilft nur eines: Nachfragen. Die Antworten haben mich gefreut und überrascht. Teilweise meinte ich in einen Spiegel zu schauen, teilweise waren die Wege sehr unterschiedlich. Was uns zu verbinden scheint, ist die Faszination von Anfang an und die notwendige Akzeptanz der Veränderungen. Ich wünsche mir, dass ich irgendwann mal diese echten Thailand-Fans persönlich kennenlernen kann. Dann können wir in Erinnerungen schwelgen und darüber reden, wie wir von den speziellen Eigenheiten der Thais und ihrer Kultur profitieren.


Teil 1

Teil 2

Teil 3

  • Renate – die nicht mehr nach Thailand reist
  • Stefan – Thailand hat mich nie mehr losgelassen

Meine Fragen

  • Was hat dich so gereizt an Thailand, dass du die für damalige Verhältnisse lange Reise auf dich genommen hast? Wieso gerade Thailand?
  • Was waren anfangs deine intensivsten Eindrücke?
  • Was vermisst du aus den 80ern oder 90ern?
  • Welche sind für dich persönlich die größten Veränderungen? Also jene, die dich persönlich betreffen. Was hat sich verbessert zu damals?
  • Sprichst du Thai? Wann und wie hast du angefangen Thai zu lernen? Was hat dir das gebracht?
  • Was ist dein persönlicher Tipp für Thailand-Neulinge?
  • Welcher Reise-Typ warst / bist du?

Die Antworten


Angelika Grünaug – schon früh mit Kindern auf Koh Samui

1980: 1. Reise im 5. Monat schwanger, 18 Jahre alt, habe mir einen Vortrag von einem sehr interessanten Menschen angehört, der mit dem Fahrrad kreuz und quer in Südostasien unterwegs war.

Ich habe Thailand gebucht, die ganze Familie meinte ich bin verrückt geworden, aber ich wollte etwas verrückt sein!

Ankunft in Bangkok, Chinatown in den 80er Jahren war abenteuerlich, bin in einem Stundenhotel gelandet mit vielen Mitbewohnern (Kakerlaken, Flöhe, Bettwanzen)

Weiterreise Hua Hin (war nicht sehr interessant,) aaaber dann mit dem Nachtboot nach Samui, das war ein Traum! Im Sonnenaufgang auf Samui angekommen, ein Jeep hat mich zum Chaweng-Beach gebracht (keine Straßen), querfeldein ging die Fahrt

1980: 40 Baht für die Hütte auf Samui gezahlt, mit Kleinkind wiedergekommen und viele Jahre dort hängengeblieben. 1985 habe ich dann ca. 80 Baht gezahlt, Strom manchmal abgezapft, inzwischen 2 Kids, im einfachen Restaurant z. T. mitgearbeitet.

ab 1990: Die Farangs kamen vermehrt, immer mehr Unterkünfte, ich habe regelmäßig im Resort gekocht und Apfelkuchen gebacken, das war der Renner damals!

Kinder konnten dort in die Primary School gehen, was aber auf Samui nicht sooo gut war. Ich habe viel selber unterrichtet, u. a. auch Schweizer und australische Kids. Das war unser Vormittagsprogramm. Nebenbei habe ich selber Thai Massage gelernt.

Thai Sprache: Ich verstehe viel Thai, meine Kids sind dort 3-sprachig aufgewachsen, Thai-Englisch-Deutsch

Nach den Grundschuljahren meiner Kids habe ich in Deutschland gearbeitet und wir haben in Thailand nur noch Urlaub gemacht. Das allerdings mindestens 3 mal im Jahr.

Nun sind wir Rentner, machen 2 mal pro Jahr 3 Monate Thailand. Wir haben hier in Deutschland ein Eigenheim, daher wollen wir nicht komplett auswandern, obwohl das ja mit dem Rentner-Jahresvisum möglich wäre. Früher haben wir in den einfachsten Hütten gelebt (nur Bett, kein WC oder Dusche), aber heute mögen wir es zwar nicht luxuriös, aber zumindest Aircon und eine gute Matratze.

Veränderungen: Thailand ist nicht mehr günstig für die Menschen heutzutage, wenn ich mir in den Foren ansehe, welche Ansprüche sie haben. Wie erwähnt, früher hatte man kein Bad, keine Aircon, TV sowieso nicht. Die vermeintlichen Backpacker, die dann in 5-Sterne-Hotels gehen?

Nur mal ein Beispiel, ich hatte 1980 – 1990 einen Tagessatz von 18 DM für 4 Personen, Unterkunft, Essen, Reisen, alles inkl. Nach 6 Monaten Aufenthalt sind mir damals 1600 DM übriggeblieben, mit dem Geld würde ja heute gar keiner mehr nach Thailand reisen.

Was hat es mir gebracht die vielen Jahre Thailand: Beruflich in D: Alle fanden ich wäre sehr flexibel, habe noch 2 x studiert (nebenbei…), die Kids sind mehrsprachig aufgewachsen, was beruflich von Vorteil ist.

Tipp für Neulinge: ganz pragmatisch: lest erstmal den Loose-Reiseführer

Reisetyp: na die Uhr steht nicht still, man schwelgt gerne in vergangenen Zeiten. Mein erwachsener Sohn hat geweint, wie er nach Jahren wieder Koh Lanta besucht hat. Mein jüngerer Sohn lebt oftmals auf Phangan für einige Monate. Standard wie früher, jaaa, das gibt es noch in Thailand. Meinen Mann und mich hat es so geprägt, wir genießen den Mittelweg, nicht zu einfach und nicht zu pompös, so können wir uns als jetzige Rentner den Aufenthalt in Thailand gut leisten. Wir leben dort ähnlich wie in Deutschland. Wir kochen gerne selber, lieben Thaifood, aber gehen auch mal gerne eine Pizza essen.

Je älter wir werden, desto freundlicher und hilfsbereiter sind die Thais zu uns. Das haben wir einige Jahre echt vermisst. Da hatten wir nur noch das Gefühl, dass nur noch Money – Money zählt.

Fotos von Angelika aus den 80ern und frühen 90ern


Astrid Dieterle – hat noch nie ein Reisebüro gebraucht

Was hat dich so gereizt …
Wir waren ursprünglich Island Hopper in Griechenland und haben uns dann die Türkei und Marokko angesehen. Danach war klar, dass wir die Ferne erkunden werden. Indien war uns zu freakig. Und in Thailand waren auch schon Freunde gewesen und hatten positiv berichtet. Die Flüge waren preiswerter als nach Athen. Also sind wir dahin.

Was waren anfangs deine intensivsten Eindrücke?
Wir fanden es sehr heiß. Der Verkehr war extrem. Für Fußgänger war es schwierig bis gefährlich. Am ersten Abend wollten wir zum Flussufer und etwas die Promenade entlanglaufen. Aber: So etwas gab es gar nicht in Bangkok. Besonders intensiv erinnern wir die Gerüche, ob eklig oder lecker, verräuchert oder blumig. Dazu liebten wir das Essen von Garküche bis zum Rim Nam im Oriental. Und was für uns neu war, waren die herrlichen Thaimassagen.

Was vermisst du aus den 80ern oder 90ern?
Leere Strände, unverbaute Buchten, intakte Korallen, kein Internet, sich treiben lassen, ohne Ziele bis ins letzte Detail online abzuchecken.

Welche sind für dich persönlich die größten Veränderungen?
Es wird immer schwerer, ruhige, einsame und schöne Strände zu finden. Die Vermüllung der Strände ist furchtbar.

Was hat sich verbessert zu damals?
Der Straßenverkehr in Bangkok.

Sprichst du Thai?
Nein.

Was ist dein persönlicher Tipp für Thailand-Neulinge?
Nicht zu viel planen, sich treiben lassen, wenn es keine Pauschalreise ist. Bei wenig Zeit reichen Bangkok und 1-2 Inseln. Ruhig in Garküchen essen. Anfangs viel Sonnencreme verwenden und oft im Schatten bleiben. Badeschuhe einpacken und auch Mekong am Strand, falls man mal Kontakt mit fiesen Quallen hat.

Reisetyp
Wir waren damals gehobene Backpacker ohne Rucksack aber mit straffer Budgetkontrolle und gelegentlichen Ausreißern nach oben. Heute reisen wir mit Kindern und sind von Easy-Hütten bis Luxus in der Stadt unterwegs. Aufgrund der Schulferien buchen wir alles vor, planen aber komplett selber. Ein Reisebüro brauchten wir noch nie.

Wir waren und sind Ruhesuchende, keine Partygänger. Den Tag über Kultur, Natur, Schnorcheln, Relaxen war und ist uns genug. Gepflegtes, sauberes Urlaubs-Outfit und keine Dreadlocks. Das haben wir Anfang der 90er oft gesehen … und gerochen.


Marcel Zahno – vom Luxustourist zum Auswanderer

Was hat dich so gereizt …
1987 bestand ich mein Bankendiplom in der Schweiz. Anschließend wollte ich in die Wärme. Afrika war ich schon. Südamerika oder Südostasien ergaben sich. Bald klar Asien. Aber Burma, Laos, Kambodscha und Vietnam waren nicht zu bereisen. Weiter im Süden gab es Singapore, Langkawi, Bali. Aber als Ganzes, ein Land mit Millionenstadt, weite Gebiete im Norden und unzählige Inseln und Strände im Süden, konnte nur Thailand bieten. Alles bereits individuell erreichbar.

Was waren anfangs deine intensivsten Eindrücke?
Irgendwie hat mich alles fasziniert. Die Millionenstadt Bangkok mit Verkehr aber auch Tempeln (kennen wir aus CH nicht). Die weiten Ebenen und dann die Hügel im Norden. Die einfache Lebensweise. Der Süden mit den Traumstränden. Im Gegensatz zu Afrika (wo ich war) alles frei bereisbar und erreichbar. Deshalb kam ich wieder.

The InterContinental in Bangkok in the 80s
Das InterConti in Bangkok von Marcel fotografiert

Welche sind für dich persönlich die größten Veränderungen?
Veränderungen sind die massive Bauweise. Neue Infrastruktur und viele Touristen. Für mich hat Bangkok mit dem Bau der Skytrains das Flair verloren. Vorher gab es offene Alleen und Straßen. Jetzt oft dunkle Löcher. Man braucht diese Verkehrsmittel, ich benutze sie auch, aber optisch ist es eine Katastrophe im Vergleich zu früher.

Sprichst du Thai?
Ich habe Thai bereits in CH gelernt. Privat mit einer Thailänderin. Benutzten dabei normale Schulbücher aus Thailand. Ich lernte wie jedes Kind hier zuerst Alpabeth ก, ข, ช etc. Alles mit Thaischulbüchern. D.h. Nicht nur Sprechen, sondern Lesen und Schreiben.

Reisetyp
Anfangs war ich eher der Luxustourist. Ende 80er Jahre war ich Banker und hier in Thailand war alles billig, auch die 5-Sterne-Hotels. Seit wir hier leben, 17 Jahre, eher Mittelklassehotels für die Familie.


Herzlichen Dank an die Thailand-Fans für die Beantwortung meiner Fragen.

Wenn du auch zu dieser Serie beitragen möchtest, dann schreib mir doch einfach: stefan ]ät[ stefaninthailand.de oder hinterlasse einen Kommentar. Ich freue mich sehr über weitere Geschichten und Anregungen. Aber auch Kritik gegenüber bin ich offen – wenn sie respektvoll geäußert wird.

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5 Kommentare zu „Thailand seit den 80ern – Thailand-Fans berichten – 1“

  1. Sawadee khrap,
    werde dieses Jahr Ende September Anfang Oktober das erste Mal nach Thailand reisen. Nein nicht an die Strände. Zuerst 6 Tage Bangkok und dan 11 Tage Ubon Ratchathani im Nordwesten. Werde auch meine thailändische Internet”freundi” welche aus Ubon R. stammt kennenlernen, freu.

    Wenn ich die Erfahrungen der “Urlauber” der 80-er Jahre werde ich neidisch. Ich suche auch das urspüngliche Thailand ohne die schon peinlichen Touries mit ihren Sexurlauben (oft, nicht alle ich weiß ) und ohne die überfüllten und vermüllten Strände.
    Ich hoffe dies im Nordwesten noch zu finden. Bangkok zuvor ist natürlich hardcore denke ich.
    Und da sich der Kontakt mit meiner Internet”freundin” schon jetzt sehr vielversprechend entwickelt hoffe ich daß sich auch da erfreuliches ergibt. Und ich habe nur noch 5 Jahre bis zur Rente.
    Ich werde gerne, wenn gewünscht, von meinem urlaub nach meiner Rückkehr berichten.

    Sawadee khrap
    Andreas

    1. Hallo Andreas,
      Strände wirst du in der Gegend um Ubon nicht finden, dafür aber viel ursprüngliches Landleben mit wenigen Touristen. Ich wünsche dir viel Freude.

      1. Hallo Stefan,
        ich weiß dass es da oben keine Strände gibt. Brauch ich auch nicht. Möchte die Ruhe, das Land, die Natur geniessen und die Menschen kennenlernen. Habe ja dazu schon Unterstützung und so, wie Du weißt.
        Überlege mir schon jetzt immer öfter, ohne bisher dort gewesen zu sein, ob ich im Rentenalter-5 lange Jahrenoch- nicht nach Thailand auswandere, Hier Haus und alles Andere verkaufen und mit dem Erlös sicher bis zum (hoffentlich nicht bitteren ) Ende dort zu leben.

        Grüße an alle Farangs die den Absprung schon geschafft haben. Natürlich auch an alle Anderen.
        Andreas

  2. Ganz genial-, schade dass ich das nicht mitbekommen hatte. Ich bin ebenfalls seit über 30 Jahren in SEA, schwerpunktmässig in Thailand seit Ender der 80iger unterwegs gewesen. Den Bericht meiner Freundin Angelika las ich mit Genuss…. Deckt sich nahezu 1:1 mit meinem Weg. Danke für diesen wirklich hochinteressanten Bericht. Ka.

    1. Hallo Coco,

      herzlichen Dank für dein Feedback. Wenn du Lust und Zeit hast: Ich würde mich freuen, wenn du mir deine Antworten noch schickst. Denn es wird einen zweiten und vielleicht sogar einen dritten Teil geben :-)

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Hallo, ich bin Stefan

Seit 2014 lebe ich hauptsächlich in Chiang Rai, der nördlichsten Provinz Thailands.

Hier auf STEFANinTHAILAND berichte ich über Leben, Reisen und Radfahren in Thailand. Neugier und Lust auf Aktivitäten sind meine größte Motivation, um Land und Leute zu erkunden. Vor allem für Chiang Rai werde als Experten bezeichnet.

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