Aussicht auf dem Doi Chang Thailand

Doi Chang Tour – immer dem Duft des Kaffees folgen

Nach etwa einem Drittel des Berges dachte ich „ist doch gar nicht so schlimm, wie befürchtet.“ Klassische Fehleinschätzung. Es kam genauso schlimm. Die Radtour auf den Doi Chang von der kurzen Seite war echt herausfordernd.

Der Doi Chang ist neben dem Doi Tung der wohl wichtigste Berg in der Provinz Chiang Rai. Über 1500 Meter hoch und mit einem markanten Gipfel ist er schon von weitem zu erkennen. Schon lange wollte ich da mal hochfahren.

Es gibt zwei Zufahrtswege. Die ältere Straße aus Richtung Süden von Mae Suay hoch und die neuere, kürzere von Osten kommend. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, die kürzere, steilere Variante hoch und die nicht ganz so steile runterzufahren. Wegen dem Flow bergab. Das war auch wirklich herrlich.

Von Chiang Rai kommend gibt es die relativ stark befahrene Straße Nr. 1211 am Singha Park vorbei. Diese wollte ich weitestgehend vermeiden und fuhr parallel auf kleinen Nebenstraßen bis nach Baan Huay San Phlappla, dem Ort, wo der Abzweig hoch zum Doi Chang startet.

Noch vor 6 Uhr morgens war ich im ersten Tageslicht losgefahren. Während der Regenzeit kann es unangenehm heiß und schwül werden im Laufe des Tages. Mein Glück: Es blieb den ganzen Vormittag über bedeckt, so dass die sich die Temperaturen im erträglichen Maß hielten.

Der Doi Chang von Chiang Rai aus gesehen

Hart erkämpfte Aussichten

Es fing harmlos mit ein paar Wellen an. Nach einem schön gelegenen Stausee, der witzigerweise auf einem kurzen Stück durchquert werden muss, steigerten sich die Steigungsprozente. 12 bis 14% um genau zu sein, mit kleinen Erholungsphasen im einstelligen Bereich. Das war der Abschnitt, der mich zur Fehleinschätzung verleitete.

Furt am Doi Chang

Das schöne an den Bergen ist die immer besser werdende Aussicht, je höher man kommt. So habe ich das auch auf der Auffahrt zum Doi Chang erlebt. Aber die weiten Aussichten waren hart erkämpft, denn die Steigung wurde heftiger und stetiger. 18% und kurzzeitig auch mal über 20% blieb dann bis zum Gipfel meine Herausforderung.

Hatte ich schon erzählt, warum ich die kurze Seite hochfahren wollte? Wegen dem besseren Flow beim Bergabfahren auf weniger steilen Straßen. Ja. Aber auch weil Patrick mit dem Rennrad dort hochgefahren war. Dann muss ich das mit dem Tourenrad auch schaffen können. Dachte ich.

Habe ich auch. Es war hart und auf langen Abschnitten kämpfte ich mich mit nur 6 km/h vorwärts. Aber ich habe es geschafft, ohne zu schieben. Yeah. Über eine Stunde im kleinsten Gang. Anhalten war nur für Fotos erlaubt.

Hinweisschild steile Straße
Eigentlich müsste es 18% heißen, aber es gibt nur die 8%-Schilder

Mein Ziel: Kaffee

Mein Ziel war neben dem Aussichtspunkt nahe beim Gipfel direkt an der Straße auch ein Doi Chang Kaffee. Das ganze gleichnamige Dorf besteht aus Kaffee-Anbauern und -Produzenten. Wenn auf in Deutschland gekauftem Kaffee Thailand steht, ist meist Doi Chang drin.

„Meine Familie ist vor 30 Jahren hierher gekommen“ erzählte mir Miyo, die sympathische Managerin der Doi Chang Farm. „Erst haben wir nur angebaut, aber seit 20 Jahren verarbeitet mein Bruder den Kaffee. Wir verkaufen in die ganze Welt.“



Sie beschrieb mir auch die Verkehrsstaus im Dorf während der Hochsaison. Früher hätte es nur 2 Pick-ups gegeben. Heute besäße jede Familie mindestens einen, mit dem der Kaffee zu den verarbeitenden Firmen transportiert wird.

Mehr zum Thema Thai Kaffee – was den so besonders macht und wie der nach Deutschland kommt – findest du in meinem Artikel Thai Kaffee, eine Köstlichkeit aus den Bergen Nordthailands.


Eindrücke

Auf dem Weg nach oben findest du den in dieser Höhe für Nordthailand typischen Nadelwald. Schön anzusehen und duftend. Auf dem Weg nach unten sind es eher die Aussichten auf die Berge rundherum, die faszinieren. Nur das erste Teilstück der Straße ist nicht so gut ausgebaut, danach wird sie richtig gut. Überall wird gebaut. Ein Café nach dem anderen, gemischt mit Homestays und Camping.

Fast unten angelangt, mündet die Abfahrt in die Straße zwischen Mae Suay und Doi Wawi. Dort wird man noch einmal belohnt mit einer traumhaften Aussicht auf den langen Stausee mit seinen Gärten drumherum.


Das letzte (fast) flache Stück

Von Mae Suay musste ich leider ein paar Kilometer an der sehr stark befahrenen Bundesstraße 118 entlang. Autos, LKWs und Busse aus Richtung Chiang Mai kommend rauschten an mir vorbei. Beim Kurven schneiden bewiesen die thailändischen Fahrer ihr Vertrauen in Buddha bzw. ihren Glauben an Reinkarnation.

Der Abzweig auf die 2113 ist leicht zu übersehen. Nur ein Schild „Zum Singha Park“ weist eindeutig die Richtung. Nun wurde es nochmal hügelig auf dem Weg zurück nach Chiang Rai. Ich hatte mich für den kürzesten Weg entschieden. Am Singha Park vorbei ging es zurück in die Stadt zum Ausgangspunkt, dem Park an der Sala Glang (Provinzverwaltung).  

Mit dem Roller, Motorrad oder Auto auf den Doi Chang

Dieser Ausflug kann natürlich auch mit dem motorisierten Zweirad oder dem Auto gemacht werden. Ein Roller sollte aber einen Motor mit mindestens 125 Kubikzentimeter haben. Sonst wird es an den richtigen Steilstücken zur Qual.

Mit dem Fahrrad auf den Doi Chang

Mit meinen knapp 80 kg und einem schweren Tourenrad bin ich nicht wirklich eine Bergziege, dafür momentan recht gut trainiert. Komoot bezeichnet die Tour als schwer. Dem kann ich zustimmen. Auf dem Weg nach oben ist mir kein Laden aufgefallen, wo ich Wasser hätte auffüllen können. Daher solltest du spätesten am 7/11 an der Straße 1211 in Baan Huay San Plappla für ausreichend Getränke sorgen.

Meine Touren sind bei Komoot zu finden: Chiang Rai – Doi Chang und Doi Chang – Mae Suay – Chiang Rai

Alternativ

Von Mae Suay gibt es einen Local Bus, der bis nach Chiang Rai fährt. Den hatte ich vor ein paar Jahren auch mal genutzt. Radtransport war kein Problem.

4 Kommentare zu „Doi Chang Tour – immer dem Duft des Kaffees folgen“

  1. Hallo Stefan,
    ich kann es kaum erwarten, diese Strecke nachzufahren.
    Meine neue Lieblings-App, Mapy.cz, hat errechnet, dass Du um die 20 min. schneller warst, als diese App für einen Durchschnittsradfahrer errechnet hat. Und das trotz der eingelegten Fotopausen.
    Hut ab!
    Welche App hast Du für die Aufzeichnung verwendet?
    Kannst Du was zum Stromverbrauch sagen?

    Viele Grüße aus Cottbus
    Heinz

    1. Hallo Heinz,

      herzlichen Dank. Ich schätze, du hast auf deiner App einen Anfängermodus eingestellt. Daher war ich schneller :-)

      Ich nutze zum Tracken eine einfache Garmin Uhr. Die Strecke wird automatisch mit der Garmin-Software verbunden und dadurch automatisch mit Komoot, wo ich meine Touren sammle und teilweise veröffentliche.

      Der Verbrauch der Uhr ist okay, reicht auf jeden Fall für eine Tagesetappe. Besser als der eTracker, den du mir mal gegeben hattest. Bei Pausen müsste die Aufzeichnung eigentlich unterbrochen werden, aber dann versucht die Uhr nach 15 min oder so, den Track zu speichern und die Aufzeichnung abzubrechen.

      Wenn man direkt in Komoot aufzeichnen will, sollte man alle anderen Apps, WiFi (WLAN) und evtl. sogar mobiles Internet ausschalten. So kann man die Lebensdauer der Batterie erheblich verlängern.

      Viele Grüße aus Chiang Rai
      Stefan

  2. Tolle Strecke, bin das 2014 mal in Gegenrichtung gefahren. Heute (mit 63) würde ich das nicht mehr schaffen!
    Haben da tatsächlich Homestays und Guesthouses Corona überlebt?

    1. Hallo Joachim,

      ja, wunderschön. In der Gegenrichtung dürfte es leichter sein – bis auf die letzten 3 Kilometer. Da hast du dann nach dem Dorf genau die gleichen Steigungsprozente.

      Ja, im Gegenteil. Es wird viel gebaut. Das hat zweierlei Gründe. Zum einen ist der Doi Chang bei einheimischen Touristen sehr beliebt geworden. Zum anderen ist das Geschäftsmodell in solchen Gegenden anders. Wenn man Geld hat, baut man auf dem eigenen Grundstück etwas, das ein weiteres Einkommen bringen soll. Die Investition wird nicht in einen Business Plan eingerechnet, muss nicht monatlich refinanziert werden.

      Du wirst staunen, wenn du das nächste Mal da hoch kommst.

      Viele Grüße aus Chiang Rai
      Stefan

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Hallo, ich bin Stefan

Seit 2014 lebe ich hauptsächlich in Chiang Rai, der nördlichsten Provinz Thailands.

Hier auf STEFANinTHAILAND berichte ich über Leben, Reisen und Radfahren in Thailand. Neugier und Lust auf Aktivitäten sind meine größte Motivation, um Land und Leute zu erkunden. Vor allem für Chiang Rai werde als Experten bezeichnet.

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