Vor knapp 2 Jahren nach meinem Unfall, bei dem mein Fersenbein in die Brüche ging, habe ich das erstmal nicht mehr für möglich gehalten. Aber durch die hervorragende Arbeit der operierenden Ärzte, großartiger Hilfe durch Freunde und Familie und durch meinen Ehrgeiz wurde es dann doch wieder möglich.
Ich konnte erfolgreich bei einem Triathlon in Thailand mitmachen und sogar den 5. Platz belegen in der Sprintdistanz.
Dass Radfahren und Schwimmen wieder möglich sein würden, stellte ich schon während der 3 Monate fest als ich noch an Krücken gehen musste. Es war Sommer, was sehr hilfreich war und gleichzeitig die Sehnsucht nach Bewegung steigerte. So probierte ich schon früh ob ich mit der individuell angepassten Orthese fahren könnte. Das ging sogar erstaunlich gut und ich konnte meine Runden durch den Wald drehen. Um ermessen zu können, was das für mich bedeutete, muss man wissen, dass ich wirklich mies drauf bin, wenn ich nicht genug Auslauf bekomme, und dass mich Radfahren wirklich glücklich macht.
Im nahen Baggersee testete ich auch schon früh, ob ich nicht vielleicht mit den Krücken ans Wasser und dann … Ja, rein klappte recht gut nur aus dem Wasser raus zu den Krücken musste ich dann auf allen Dreien humpeln. Also war Schwimmen auch im Fitness-Programm enthalten.
Nur Laufen – ob das jeweils wieder möglich sein würde? Egal, nicht so schlimm, „mai pen rai“ wie man in Thailand sagt. So lange ich Radeln kann alles kein Problem.
Aber ich hatte ja noch die Verabredung zu einem kleinen Triathlon im letzten Winter hier in Chiang Rai, der nördlichsten Provinz Thailands. Erst wollte ich absagen, aber dann machte ich doch mit, frei nach dem Olympischen Motto „dabei sein ist alles“. Drittschnellste Zeit beim Schwimmen, falsche Abzweigung genommen auf der Radstrecke (was ordentlich Zeit kostete) und dann stramm marschiert auf den 5 Kilometer. Und damit war ich nicht mal der langsamste, was viel über das Niveau dieses familiären Triathlons einer kleinen internationalen Schule hier aussagt.
Triathlon – Blut geleckt
Damit hatte ich aber wieder Blut geleckt. Genau wie vor 25 Jahren als ich zum ersten Mal an einem Triathlon teilnahm. Ich wollte wieder Triathlon machen können – und zwar möglichst gut. Langstrecke würde nicht mehr möglich sein, das ist klar, aber es gibt ja noch Sprintdistanzen. Also informierte ich mich, wie ich mit möglichst wenig Lauftraining, möglichst viel erreichen kann. So stieß ich auf das Tabata-Training, was dazu führte, dass ich etliche Treppen hier in Thailand und dort in Deutschland hochhetzte. Mein Lieblings-Spot dafür ist die Königsleiter oberhalb des Schlosses in Heidelberg.
Eine ausführliche Erklärung und Beispiele für den Einsatz in verschiedenen Bereichen findest du bei Schnell. Einfach. Gesund.
Als ich dann im Sommer von einem Arzt in der Ambulanz der Orthopädie in Schlierbach die Freigabe zum Joggen erhielt, fing ich auch wieder an zu laufen. War es Zufall, dass dieser Arzt ebenfalls ein Triathlet ist? Zunächst in 5x 3 Minuten, später dann in 3x 5 Minuten fing ich an. Gute Laufschuhe hatte ich mir in meinem Lieblingslaufladen in Wiesloch empfehlen lassen. Die Beratung dort ist einfach genial und man kann jeden Laufschuh probelaufen.
Das Ziel wieder einen kleinen Triathlon bestreiten zu können, hat mir über eine schwierige Zeit hinweggeholfen. Es hat mich auch dazu gebracht wieder konsequent regelmäßig Stabilitätsübungen und Dehnungen zu machen. Und es hat dazu geführt, dass ich wieder gut auf meine Ernährung achte. Und gut trainiere. Und so weiter und so fort. Was eben alles dazu gehört, wenn man ehrgeizig an ein Triathlon-Projekt herangeht.
Diese gute Vorbereitung half mir dann mit einem guten Gefühl beim Sanug International Chiang Rai Triathlon 1.0 an den Start zu gehen. Ich hatte mein Rennen gut eingeteilt und war auch beim Laufen schnell unterwegs. Boah, was für eine Freude mit einer guten Zeit ins Ziel zu kommen.
Das Sahnehäubchen war meinen Lieblingsgegner und Freund Arjan übertrumpft zu haben. Nächsten Sommer wird es dann eine Revanche in Holland geben.
Es hätte auch ganz anders laufen können. Wenn die Versorgung nicht so gut gewesen wäre, hätte ich dieses Ziel gar nicht mehr verfolgen können. Womöglich hätte ich mich hängen lassen, hätte resignieren können mit allen Konsequenzen.
Ich bin enorm dankbar allen Menschen, die mir zu diesem grandiosen Erlebnis verholfen haben.
Angefangen bei den OP-Ärzten in Schlierbach, die meine Ferse mit 14 Schrauben wie ein Puzzle perfekt zusammengesetzt haben, und dem Personal dort, das sich so gut um mich gekümmert hat. Diversen Physiotherapeuten, ganz besonders aber meiner Freundin Andrea bin ich dankbar für schmerzhafte und wirksame Behandlungen. Meinem Trainer und Freund André Weyers bin ich dankbar für Ideen, Zuspruch und individuelle Trainingspläne. Meine Frau und meine Familie haben meine Ambitionen immer unterstützt – DANKE. Meinem Mitstreiter und Freund Arjan bin ich dankbar für seine Freude an unserem Wettbewerb.
Update – wie es weiter geht
Übrigens geht die Geschichte weiter. Den zweiten Triathlon aus der Serie hier in Chiang Rai habe ich auch bestritten. Wegen der kurzen Laufstrecke und des aufgrund eines nahen Gewitters abgesagten Schwimmens konnte ich ordentlich Gas geben. Und der dritte steht vor der Tür.
Danach braucht aber nicht nur mein Fuß eine Pause. Um mich wieder für das zum Teil harte Tempo-Trainings motivieren zu können, werde ich den restlichen Februar wenig bis gar nicht laufen. Leider gibt es hier um mein Haus herum auch keine schönen, weichen Waldwege, die meinen Fuß schonen würden.
Wofür wieder motivieren, werden sich nun aufmerksame Leser fragen. Ja, ich möchte im Sommer in Deutschland schauen, was in meiner Altersklasse geht – zumindest auf kleineren Veranstaltungen sollte ich mit den schnelleren mithalten können. Dazu werde ich im März wieder langsam ins richtige Training einsteigen. Bis dahin heißt es dann “Spaß haben”. Das sind dann vor allem längere Radtouren, die ja eigentlich kontraproduktiv sind für eine Sprintdistanz. Aber auch nicht darüber nachdenken zu müssen, ob ich jetzt eher sehr langsam (LIT – low intense training) fahren muss oder richtig schnelle Intervalle (HIIT – high intense interval training) machen muss. Einfach nur radeln wie ich Lust habe.
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