Was für ein Erlebnis …
…den höchsten Berg vom Distrikt Mae Sai zu besteigen! Fast täglich, wenn nicht gerade Wolken den Gipfel verbergen, sehe ich den markanten Berg. Sei es auf der Fahrt ins Büro, zum Abendessen bei Baan Doi oder nach Mae Sai – immer sehe ich hoch zum Berg der liegenden Frau. Über 1000 Meter ragt er über der Ebene östlich von Mae Sai empor. Das Gesicht der Frau ist gut zu erkennen, Kinn, Nase, Stirn. Und genau auf diese Stirn sind wir geklettert.
Als meine Kollegin Susi und ich von der Tour hörten, die von Gan und seinen Freunden jedes Jahr am 1. Mai gemacht wird, waren wir sofort begeistert. „Da wollen wir auch mit“, waren wir uns einig. Obwohl wir nicht wirklich Bescheid wussten, was uns erwarten würde, und obwohl wir ein bisschen Bammel hatten, weil es in den letzten Tagen davor heftige Sommergewitter mit Stürmen gegeben hatte, waren wir am Tag unseres Abenteuers voller Zuversicht und starteten mit einem guten Bauchgefühl, dass nicht enttäuscht wurde.
Hilfsbereite Thailänder
In der Nähe vom Khun Naam folgten Gan, Mon, Rim, Hang, Nuan, Susi und ich einem schmalen Pfad, der sofort steil aufstieg Richtung Gipfel. Dass Susi die einzige Frau in der Gruppe war, erwies sich mal wieder als unproblematisch, weil Thailänder westlichen Frauen gegenüber sehr rücksichtsvoll sind. Dass Thailänder zudem enorm hilfsbereit sind, zeigte sich bald nach dem Start. Susis Schuhsohle wollte nämlich die anspruchsvolle Tour nicht mitmachen und beschloss sich vom Rest des Schuhs zu trennen. Da wurde schnell telefoniert und ein paar neue Schuhe organisiert, die von Gan unten am Einstieg abgeholt wurden. Und so hatte Susi nach einer halben Stunde ein niegelnagelneues Paar, weiße (!) Turnschuhe an den Füßen. Allerdings sollten sie nicht lange so schön weiß bleiben.
Durch den Dschungel, hohes Gras und Bananenplantagen ging es dem Pfad folgend weiter steil nach oben. Die tausend Höhenmeter wurden auf einer relativ kurzen Distanz überwunden und wir machten uns ein wenig Sorgen, wie es wohl sei, diesen Weg im Regen wieder runter zu kommen.
Viel Gedanken konnten wir uns nicht machen, weil schon bald eine Mittagspause anstand. Susi und ich staunten nicht schlecht, als wir sahen, was unsere thailändischen Begleiter alles an Essen auspackten. Da wurde geschlemmt mit einem gebratenem Eiergericht, Fisch, fermentiertem Kohl (ähnlich unserem Sauerkraut), verschiedenen scharfen Saucen, thailändischer Wurst und zum satt werden viel Klebreis. Zum Probieren für die Farangs gab es Insekten, kleine, leckere Käfer um genau zu sein, und für das Süßmäulchen Susi gab es auch eine Portion süßen Klebreis mit Kokosmilch.
Da saßen wir auf den ausgebreiteten Bananenblättern und machten uns schon wieder Sorgen. „Wie wir wohl mit dem vollen Bauch weiter gehen können“, war die Frage. Naja, irgendwie haben wir es dann doch geschafft uns aufzuraffen.
Als größere Herausforderung erwiesen sich die Abschnitte durch Bambuswald. Wie riesengroße Mikado-Hölzer standen und lagen die armdicken Bambusstämme kreuz und quer auf unserem Weg. Oben drüber, unten durch, den nächsten am besten runter drücken bis er bricht, dann wieder ein kleiner Umweg außen herum – so ging es immer weiter.
Nachtlager
Schon bald darauf erreichten wir unser Nachtlager in einer Senke ca. 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Aus dünnen Bäumen und einer Plane baute Mon innerhalb kurzer Zeit einen Schlafplatz, der mit Bananenblättern ausgelegt wurde. Dazu wurden ein paar wild wachsende Bananenbäume gefällt. Bananen wachsen unheimlich schnell nach und die Stammkerne wurden am nächsten Tag mit gekocht.
Während unsere Begleiter ein Feuer machten und eingelegtes Fleisch und Leber brieten, genossen Susi und ich den Sonnenuntergang über den burmesischen Bergen auf einer felsigen Anhöhe in der Nähe unseres Lagers. Nur ganz in der Ferne waren Wolken zu sehen. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter. Außerdem machten wilde Orchideen um uns herum und die abendlichen Dschungelgeräusche diesen Sonnenuntergang zu etwas ganz Besonderem.
Nach dem abendlichem Schlemmen legten wir uns schon früh schlafen. „Wie wohl morgen das Wetter sein wird?“, war mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief. Früh am nächsten Morgen ging mein erster Blick in die Runde und dann in den Himmel. Blau! Herrlich. Wir hatten uns noch am Abend dagegen entschieden im Dunkeln auf den Gipfel zu steigen um den Sonnenaufgang mitzubekommen. Das schien uns ein wenig zu schwierig. Und der zugewachsene Aufstieg gab uns Recht. Erst auf den letzten Metern lag der Weg über die Felsen offen vor uns.
Geschafft
Und dann der erste Blick hinab; noch ein paar Meter weiter über den Grat zur höchsten Stelle (1330 Meter, mit einem Messpunkt markiert) und wir erlebten dieses Hochgefühl einer Gipfelbesteigung. Wir hatten es geschafft. Die Welt lag uns zu Füßen. Die weite Ebene nach Osten, die burmesischen Berge im Westen, die Stadt Mae Sai im Norden und der Doi Tung im Süden. Großartig!
Mon und seine Freunde kamen ein wenig später nach und brachten einen langen Bambusstamm mit einer thailändische Fahne mit, die dann gleich aufgestellt wurden. Diese Fahne würde man vom Tesco-Supermarkt in Mae Sai sehen können, versprachen sie uns. Viele Fotos wurden gemacht und gezeigt, wo das eigene Haus und Baan Doi liegt.
Wieder zeigte sich, dass Essen für Thailänder ein wesentlicher Genuss ist, als nach unserer Rückkehr im Lager eine leckere Suppe in einem aufgeschlagenen Bambusstamm serviert wurde. Die Reste unseres üppigen Mahls wurden den Tieren und den Geistern überlassen, das Nachtlager wurde abgebaut und der Müll eingesammelt, bevor es auf dem selben Weg zurück ging nach Baan Dschong.
Am Nachmittag unten angekommen waren wir müde, verschwitzt und vor allem glücklich, denn es ist einfach ein saugutes Gefühl solch eine Herausforderung geschafft zu haben. Unsere Rucksäcke waren deutlich leichter als beim Aufstieg, dafür aber gefüllt mit vielen intensiven Eindrücken einer grandiosen Tour. Ein RIESEN-Dankeschön an Gan, Mon, Rim, Hang und Nuan, die uns das ermöglicht haben und uns so verwöhnten.
In den letzten Tagen habe ich immer wieder hoch geschaut. Und tatsächlich, bei klarer Sicht sieht man sie: die Fahne auf der Stirn der liegenden Frau! Ich war dabei als sie aufgestellt wurde!!!
Wer möchte das auch erleben?
Diese tolle, zweitägige Tour kann von allen, nicht zu unsportlichen Menschen erlebt werden. Bei Interesse kann ich eine geführte Tour organisieren. Preis ab 6000,- Baht pro Gruppe.
Die besten Monate dafür dürften Oktober, November, Februar, März und April sein. Im Dezember und Januar ist es auch gut möglich, allerdings kann es nachts recht kühl werden. Mai und Juni sind tagsüber recht heiß (dafür aber auch nachts schön mild).
Bei Interesse einfach ein Mail schreiben an Stefan@stefaninthailand.de
Lieber Stefan!
Boah wie toll! Leider bin ich immer alleine unterwegs, aber vielleicht begegnet mir Jemand, mit dem ich die Tour machen kann! Würde mich sehr reizen….