Am 22. September 2022 wurde die Netflix Mini-Serie “Thai Cave Rescue” veröffentlicht. Ich war riesig gespannt auf die 6 Episoden, weil ich bei den Filmaufnahmen als Statist dabei war. Hier beschreibe ich meine eindrücklichsten Erlebnisse, wo das gedreht wurde und wie der Kontakt zu den Schauspielern war.
Hinterlasse in den Kommentaren doch, wie dir die Serie gefallen hat.
Szene 1 – vor der Höhle im Doi Nang Noon
Mitten in der Nacht ist der Platz vor der Tham Luang taghell erleuchtet. Große Regentropfen klatschen auf meinen Rücken und den lehmigen Boden vor mir. Ich bin klatschnass bis zur Unterhose und langsam kriecht die Kälte unter die Kleidung. Es fällt mir nicht schwer, erschöpft zu wirken.
Diese Szene vor der Höhle im Doi Nang Non ist die intensivste Erinnerung an meine Zeit als Statist bei der Netflix-Produktion unter dem Arbeitstitel „Thai Cave Rescue“.
Die Szenen auf der Treppe vor dem Höhleneingang wurden alle bei künstlichem Regen gedreht. Klatschnass und übermüdet war das kein schönes Erlebnis. Insbesondere das viele Rumsitzen und Warten im Stand-by war nervig und unbefriedigend. Einzig die interessanten Unterhaltungen mit den anderen Statisten erleichterten diese Stunden.
Das Wunder vom Doi Nang Non
Am 23. Juni 2018 liefen 12 jugendliche Fußballspieler der „Muu Pa – übersetzt Waldschwein“ mit ihrem 25 Jahre alten Trainer in die Tham Luang – große Höhle – im Hausberg von Mae Sai, der nördlichsten Stadt Thailands. Dabei ignorierten sie das dort installierte Warnschild. In der Regenzeit sind Höhlen gefährlich.
Bei einer großangelegten und international unterstützten Suche wurde die Gruppe am 2. Juli lebend gefunden. Sie waren vor dem steigenden Wasser immer weiter ins Innere der Höhle geflüchtet und saßen ohne Licht und Nahrung auf einer Sandbank.
Entgegen aller Befürchtungen wurden alle bis zum 10. Juli von einem internationalen Team von Höhlentauchern unverletzt und lebend aus der Höhle gerettet. Dafür war ein enormer logistischer Aufwand nötig. Es waren bis zu 1000 Menschen gleichzeitig vor Ort: Hilfskräfte, Armee, Navy, Polizei, Politiker, internationale Taucher, freiwillige Helfer, Ärzte und Krankenschwestern, Reporter, Köche, Fahrer, Masseure usw.
Ein thailändischer Taucher und ehemaliger Navy Seal verlor bei dieser Aktion sein Leben in der Höhle.
Wie ich an den Job als Statist kam
“We are looking for extras (background and featured) for this series based on real events in the Chiang Rai area. Shooting various days from August to November. There are Different budgets for different roles, 2-5k per day.”
Die Anzeige in der lokalen Facebook-Gruppe hatte ich verstanden als Aufruf zum Foto-Shooting. 40 – 60-jährige westliche Ausländer wurden gesucht. Als 60-jähriger gehe ich allemal durch, dachte ich mir und bewarb mich. Wenn sie mich nicht wollen, ist das auch okay.
Ich wusste, dass Netflix die Rechte an der Geschichte hatte und wartete schon länger auf die Verfilmung. Aber erst als der Casting-Mitarbeiter fragte, ob ich schwimmen könnte, begriff ich – und war gleich Feuer und Flamme für dieses Projekt. Ab diesem Moment wollte ich unbedingt dabei sein und war entsprechend aufgeregt als ich die Zusage bekam.
Erst am Tag vor meinem ersten Einsatz kamen konkrete Informationen: morgen früh 5.15 Uhr am Golden Triangle. Oops, so früh? Ja, aber das Shooting sei schon mittags beendet.
Szene 2 – im Luxushotel am Goldenen Dreieck
Ich genieße den Anblick der bildhübschen Frau, die mir beim Mittagessen in einem 5-Sterne-Hotel direkt am Goldenen Dreieck gegenübersitzt. Aber auch über ihre Schulter hinweg geht mein Blick weit hinaus zu den grasenden Elefanten am kleinen Grenzfluss. Ich frage mich, ob die speziell für die Filmaufnahmen dorthin gestellt wurden oder ob das zum speziellen Konzept des Anantara gehört. Während der Aufnahmen unterhalten wir uns lautlos und kosten vom Obstteller vor uns. Ich fühle mich vollkommen underdressed in meinen Shorts, die man mir in der Garderobe verpasst hat. Das Label ZARA kann mich auch nicht überzeugen.
Orte, an denen Thai Cave Rescue gedreht wurde:
Chiang Mai – in einer sehr schön, traditionell gestalteten Anlage: Monfai. Mein Freund und Kollege Bernd hat dort geheiratet und seine Erlebnisse unter Ein Bund fürs Geben beschrieben. Eine Event Location vom feinsten.
Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort – die Deluxe 3 Countries View Suite gibt es in der Nebensaison für 1861,- Euro. Auf Agoda zu buchen. Immerhin sind 4 Mahlzeiten inbegriffen.
Tham Luang – In der großen Halle der „großen Höhle“ im Doi Nang Noon Massiv bei Mae Sai, ganz im Norden Thailands, ist es in der heißen Jahreszeit angenehm kühl. Ich wurde schon 2015 vom Höhlenexperten Vern darauf hingewiesen, wie gefährlich ein Ausflug während der Regenzeit in die Gänge der umliegenden Höhlen sei.
Die bekanntesten Drehorte der Filmgeschichte besuchen
Die bekannte Drehorttouristin Andrea David stellt in ihrem Buch 29 Filmorte weltweit vor. Auch wenn Chiang Rai nicht dabei ist, sollten sich Film-Liebhaber Szene für Szene die Welt entdecken nicht entgehen lassen.
Khun Kon Waterfall Rangerstation – Platz, Ruhe, Dschungel und gute Erreichbarkeit. Das scheinen mir die Gründe für die Wahl des großen Park- und Zeltplatzes zu sein. Dieser Ort hatte nichts mit dem Drama der Rettung zu tun, ist aber ein schöner Ausflug in die Natur von Chiang Rai aus.
Studio Bangkok – Im November zog der Tross weiter Richtung Bangkok. Sämtliche Unterwasseraufnahmen wurden dort gedreht.
Szene 3 – in der Höhle
„Hooaa“ schallt es durch die Höhle. „Action“. Unser Zeichen die ungleichmäßige Treppe raufzustapfen. Das Tragen der 2 Sauerstoffflaschen soll schwer aussehen, dabei sind sie aus Styropor und federleicht. Mir wird es selbst bei dieser geringen Anstrengung heiß unter dem Neopren-Anzug. Mit mir sind mindestens 100 Menschen in der Höhle. Thailändische und ausländische Statisten in unterschiedlicher Kleidung. Stand-ins und Schauspieler der Charaktere, die direkt an der Rettung beteiligt waren. Dazu steht die gesamte Film-Crew hüfttief im Wasser. Ob ich mich im Hintergrund der Szene erkennen werde?
Das erste Mal in der Höhle war ich aufgeregt. Nun würde ich erleben können, wie die Filmaufnahmen gemacht werden. Wir versuchten den spärlichen Anweisungen zu folgen und improvisierten dabei auch immer mal wieder. Auch hier war Geduld gefragt, denn viele Szenen wurde etliche Male wiederholt. Ich beobachtete den Regisseur wie er immer wieder durch das Wasser watete, mal hinter einen Monitor verschwand, mal Anweisungen gab, mal die Stellung der Kamera korrigierte.
In diesen Momenten wurde mir überdeutlich, welch ein riesiger Aufwand selbst für kleinste Szenen betrieben wird. So viele Mitarbeiter in unterschiedlichsten Funktionen und Rollen müssen koordiniert werden damit die Vorstellungen der Produzenten, der Kameraleute und des Regisseurs genau in solch einem kurzen Moment zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen können.
Mein Schweizer Kollege und Freund Peter meinte dazu:
„Ich hatte ja keine Ahnung, wie oft Szenen von unterschiedlichen Perspektiven aus gedreht werden. Mir war nicht bewusst, wie aufwändig das ist.“
(Das ganze Interview mit Peter findest du hier)
Die Rolle der Statisten ist dabei eine sehr untergeordnete. Ist dir schon mal aufgefallen, dass alle an einem Film beteiligten bis hinunter zum Gaffer-Boy im Filmabspann namentlich erwähnt werden? Statisten aber nicht! Wir mussten bereitstehen, für den Fall, das dem Regisseur einfällt, dass er genau da oben rechts im Hintergrund noch ein paar Leute braucht, die sich bewegen.
Obwohl wir in der Hierarchie weit unten waren, wurde meines Erachtens nicht schlecht für uns gesorgt. Wir bekamen gutes thailändisches Essen, das jede Familie gerne zu einem Picknick mitgenommen hätte. Wir hatten Stühle und Tische in einem Zelt. Manchmal brachte ich mein Notebook mit, meist las ich, wenn ich nicht gerade mit meinen Kollegen in einer Unterhaltung vertieft war.
Kollegen am Set
Vor allem hat mir viel Freude gemacht, so viele unterschiedliche Menschen kennenzulernen. Das lange Warten ermöglichte interessante Unterhaltungen. An einem Tag zählte ich 20 verschiedene Nationalitäten: Thailand, Deutschland, Schweiz, England, USA, Brasilien, Australien, Griechenland, Iran, Finnland, Österreich, Frankreich, Italien, Türkei, Holland, Belgien, Kanada, Neuseeland und Südafrika.
Die größte Herausforderung – Im Sitzen warten, im Stehen warten, im Wasser warten
Die gelernte Kamerafrau Heike aka Pushbikegirl hatte mich vorgewarnt. „Nehm dir ein gutes Buch mit“. Recht hatte sie. Häufig warteten wir im Statisten-Zelt, ältere Thai schlafend, jüngere mit den Handys spielend und die Farang teils maulend, teils engagiert in einer Unterhaltung vertieft. Oftmals warteten wir stundenlang, bis wir in Gruppen zum „Stand-by“ gerufen wurden. Das war dann nahe der Höhle oder ähnliches. Erst wenn eine Szene gedreht wurde, bei der uns der Regisseur im Hintergrund dabeihaben wollte, wurden wir instruiert und aufgestellt. Aber auch da bestand ein großer Teil der Zeit aus rumstehen und warten bis die Kamera die Szene aufnahm.
Die sogenannten Stand-ins – Leute, die anstelle der Hauptdarsteller in der Szene standen während Kameras und Licht aufgebaut wurden bevor tatsächlich gedreht wurde – standen dann auch mal die ganze Zeit im Wasser am Höhlengrund.
Mein italienischer Kollege Bruno meinte dazu:
„Ich fühlte mich wie ein Tiger im Käfig. Das Warten war so anstrengend. Manchmal waren es 10 Stunden Wartezeit, in denen ich nur herumhing.“
(Das ganze Interview mit Bruno findest du hier)
Toilettenwagen – bäh oder?
Hast du schon mal gelesen, dass sich Blogger über Toilettenwagen auslassen? Ich nicht. Nun wird sich das ändern.
Stell dir mit all deinen Sinnen einen Toilettenwagen bei einer Kirmes, Kerwe oder auf dem Oktoberfest in München vor. Wie es dort riecht. Wie es dort aussieht. Wie es sich anfühlt. Spürst du jetzt ein leichtes Ekelgefühl? Gut. Das hatte ich auch als ich die üblichen Stufen hoch ging. Aber dann war plötzlich alles anders.
Angenehme Kühle umgab mich. Wow, eine Klimaanlage. Dann gleich darauf: es riecht gar nicht unangenehm. Aha, gerahmte Filmplakate an der Wand. Und die Musik ist richtig gut. Die mobilen Toiletten am Filmset begeisterten mich.
Kontakt zu den Schauspielern
Peter und Bruno waren meist viel näher dran als ich. So war Peter gleich am Anfang bei den Lagebesprechungen der Taucher im Zelt als Foreign Diver dabei. Damit hatte er gleich von Anfang an Kontakt mit den thailändischen und internationalen Schauspielern.
„Wir aßen auch zusammen, weil das in dem kleinen Team am Wasserfall so ablief. Später an der Höhle war das nicht mehr gewünscht, aber das habe ich erst spät mitbekommen.“ erzählte er mir in einem Interview, dass ich mit ihm geführt habe.
Eine nette Begegnung mit einem Schauspieler fand vor der oben beschriebenen Szene statt. Ich wartete mal wieder an der Treppe zum Höhleneingang als Vern auf mich zukam. Vern ist ein britischer Höhlenforscher, den ich 2015 kennenlernte, weil ich in der Nähe wohnte. Wir sprachen damals auch über die Höhlensysteme im Doi Nang Noon und vereinbarten eine Tour nach der Regenzeit.
Er kam also auf mich zu und ich lächelte ihn an. Sein fragender Blick irritierte mich. „Nun gut, wir hatten nicht so oft Kontakt. Er erkennt mich bestimmt nicht mehr.“ dachte ich mir. Erst als ich ihn ansprach, wurde klar, dass es sich um Nicholas Bell, den Darsteller von Vern, handelte mit dem ich sprach. Cool. Ein bisschen fülliger als das Original, aber ansonsten sehr passend. Der in Australien lebende Brite war zum ersten Mal in Thailand und ganz begeistert von Land und Leuten.
Yaya hat ein sehr bekanntes Gesicht in Thailand. Die mit verschiedenen Awards ausgezeichnete Schauspielerin spielt die Kelly in Thai Cave Rescue. Sie war immer freundlich und höflich zu uns Statisten. Einige von den jüngeren wetteiferten um die besten Selfies mit ihr. Zur Vorstellung bei Wikipedia.
Genauso faszinierend empfand ich aber auch, die Regisseure Nattawut “Baz” Poonpiriya und Kevin Tancharoen zu beobachten oder die Produzenten, die Kameraleute und Assistenten der Schauspieler.
Beam als Fußball-Trainer Ek spielte bei dieser Produktion seine letzte Rolle, bevor er im März 2022 unerwartet und unter mysteriösen Umständen starb. Zum Artikel bei Yahoo.
Willst du auch mal bei einer Filmproduktion dabei sein?
Das ist durchaus möglich. Im Jahr 2020 wurden über wegen der Pandemie „nur“ 176 internationale Filme in Thailand gedreht. Auch Netflix ist immer mal wieder dabei. Die Corona-Zeit brachte viel Geld in die Kassen des Streaming-Video-Anbieters. Entsprechend viele Filme werden gedreht, um das Angebot noch größer und vielfältiger zu machen.
Es gibt also bei weitem mehr in Thailand gedrehte Filme als James Bond, Die Brücke am Kwai, Hangover und The Beach.
Thailändische Casting-Agenturen suchen immer wieder „Kauskasian“ Modelle für Foto-Shootings, Werbeaufnahmen oder Filmproduktionen. Schau mal bei Facebook unter „Phuket Casting“ oder „Actors, models, extra in Thailand“. Wenn du nicht älter als 50 bist und gut aussiehst, hast du gute Chancen. Probier es doch einfach mal aus. Allerdings wirst du ein hohes Maß an Geduld und Flexibilität mitbringen müssen.
Die Tham Luang Höhle wurde direkt nach Beendigung der Filmarbeiten vor Ort am 15. Oktober 2021 wieder für Touristen geöffnet.
Alternativen zur Netflix-Miniserie:
Thirteen Lives – Der 2,5 Stunden lange Film von AmazonPrime wurde am 5. August veröffentlicht. Ein bisschen schneller als Netflix.
Die Vorschau auf Youtube.
The Cave – Die erste Produktion über das Wunder der Rettung der 13 Jugendlichen konnte ich im Kino in Chiang Rai sehen. Die Kritiken vieler Thais konnte ich nicht nachvollziehen.
Die Vorschau auf Youtube.
The Rescue – mit Awards ausgezeichnete Dokumentation von National Geographic (auf Disney+ zu finden).
Ein Bericht auf Wikipedia.
Apropos Wikipedia. Die wahren Ereignisse sind auf dort ausführlich dokumentiert. Ein auffallender Unterschied zur Netflix-Produktion: Es gab kein Wasser unten am Boden der riesigen Eingangshöhle. So hatte ich die Höhle auch kennengelernt. Bei den Aufnahmen wurde Wasser dort unten aufgestaut, so dass die Schauspieler (und wir Statisten) dramatisch durch das hüfthohe Wasser wateten.
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Fotos sind von: Netflix (Titel), Michael, Peter, Bruce und ich
Hallo Stefan,
vielen Dank für Deinen sehr interessanten Bericht. Bist Du denn auf einem der Fotos zu sehen?
Ich habe einen Freund, der als Statist im Film “Der Medicus” (mit Ben Kingsley) als Leibwache des Schah mitgespielt hat. Sein Name ist Berhane Berhane. Er ist Schauspieler, Tänzer und Komödiant und hat mir auch erzählt, wie lange sie oft auf ihren Einsatz warten mussten. Außerdem war es streng untersagt, den Kontakt zu den Hauptdarstellern zu suchen.
Ich bin sehr gespannt auf die Serie und werde extra dafür bei Netflix Mitglied werden. Die anderen Filme und Dokumentationen habe ich bereits gesehen. Auf Amazon Prime läuft ja gerade “13 Leben” mit deutscher Synchronisation.
Alles Gute und viele Grüße aus Mittelfranken.
Hallo Joachim,
herzlichen Dank. Ja, ich bin auf mehreren Fotos zu sehen.
Viele Grüße nach Mittelfranken
Dies ist ein genereller Kommentar. Er bezieht sich nicht auf den obigen Text:
Wie ist es möglich, dass diese Jungen alle deutlich sichtbaren Warnschilder vor der Höhle ignoriert haben (siehe Foto), sie müssen gewusst haben, dass es in den Tagen zuvor stark geregnet hatte, und sie sind trotz der offensichtlichen Risiken in die Höhle gegangen. Die unverantwortliche Entscheidung hat viel Ärger und enorme Kosten verursacht, ein an der Rettung beteiligter Taucher hat sogar ihr Leben verloren.
Viele Menschen sehen diese Jungen jetzt als Helden, kommerzielle Unternehmen wetteifern um die besten Geschichten, die besten Gewinne und machen die Jungen reich.
Die Jungen sind jedoch KEINE Helden!!!!
Die Retter, die eine großartige Arbeit geleistet haben, sind wahre Helden, die weinenden Mütter sind Helden, die Väter, die Großeltern, auch die Bauern in der Umgebung der Höhle sind Helden, viele Freiwillige aus Mae Sai sind Helden.
Last but not least sind die Menschen, die die Höhle nicht betreten haben, die wahren Helden, der Junge auf dem Foto vor dem Warnschild ist ein wahrer Held. Er hat die Höhle nicht betreten. Er hat verantwortlich gehandelt.
Die 13 Jungen haben für ihre Taten eine ordentliche Tracht Prügel verdient – mehr nicht!
Die Aktion hat auch der Umwelt großen Schaden zugefügt. Das ist schade.
Hallo Michael,
ich kenne zwar die genauen Umstände und Hintergründe nicht, aber es scheint tatsächlich eine etwas leichtsinnige Aktion der Jungen gewesen zu sein. Sie sind aber am 23. Juni in die Höhle gegangen, also kurz vor der auf dem Schild als gefährlich beschriebenen Zeit von Juli bis November. Außerdem waren sie nicht zum ersten Mal dort, kannten die Höhle und der Monsun hatte früher eingesetzt als üblich (Klimawandel?).
Wie dem auch sei: Die Jungs werden sich bestimmt selbst genug Vorwürfe gemacht haben, insbesondere der Trainer. Aber wie häufig gehen Menschen bewusst hohe Risiken ein, krabbeln ohne Sicherung auf Hochhäusern, Brücken oder Bergen herum, oder fahren mit Ski einen eindeutig gesperrten Abhang hinunter?
Das finde ich viel dümmer und rücksichtsloser, als die Jungen in Thailand, die unbeabsichtigt die Situation falsch eingeschätzt haben.
Ich glaube kaum, dass der Trainer als Aufsichtsperson leichtfertig ein Risiko eingegangen wäre. Übrigens: Prügel sind die absolut schlechteste Erziehungsmethode. 14 Tage Gefangenschaft in der dunklen Höhle waren Strafe genug.
Rettungsleute fragen auch nicht danach, ob jemand schuldhaft in Gefahr geraten ist. Sie machen ihren Job. Den Rest erledigen hinterher die Juristen.
Natürlich sind hauptsächlich die Taucher die wahren Helden, die unter extremsten und lebensbedrohlichen Umständen dieses Wunder vollbracht haben. Vielleicht ist es aber auch heldenhaft, zwei Wochen lang im Dunkeln, umgeben von Wassergeräuschen, ohne Nahrung und ohne Gewissheit, lebend rauszukommen, durchzuhalten. Es waren schließlich Kinder! Und wenn ich richtig informiert bin, hat der 25-jährige Trainer (früher Mönch) sie mit Meditation und Ermutigung unterstützt.
Ich wäre dort mit Sicherheit draufgegangen. Abgesehen davon, dass ich durch keinen Spalt gepasst hätte, wäre ich bestimmt vor Angst gestorben. Ich bin aber auch schon im Rentenalter.
Man sollte hier nicht auf das Geld schauen. Sicher hat das sehr viel gekostet. Aber es hat mich ermutigt zu sehen, dass das keine Rolle spielt, wenn es um Menschenleben geht. Und die Aktion war ein großartiges Beispiel dafür, welche Wunder gelingen können, wenn die besten Fachleute auf internationaler Ebene zusammenarbeiten. Davon sollten sich die Politiker mal eine Scheibe abschneiden. Sie machen aber häufig das Gegenteil davon und vernichten völlig unnötig Geld und Menschenleben mit ihren dämlichen Kriegen.
Als das damals geschehen ist, habe ich viel für die Rettung der Jungs gebetet. Einen Tag vor meinem 62. Geburtstag wurden sie schließlich befreit. Das war ein wundervolles Geburtstagsgeschenk.
Ja, Lieber Joachim,
… gute Antwort, Danke. Nachvollziehbar und mit Sympathie fuer Jungs. Auch diese Sympathie ist nachvollziehbar.
Ja, Du hast Recht, gelitten haben die Jungs ….. in der Höhle waren es Helden …. und es waren noch Kinder. Die Rettungsaktion war zwingend, unverhandelbar, auch in dem Ausmass.
Es geht mir eher um das was danach kam….. nach der Rettung.
Man muss sie dann nicht zu Medienstars machen, in der Welt hin-und herreichen, und sie mit Geld ueberschuetten.
Man muss dann auch den Mut haben öffentlich zu sagen dass die Aktion nicht durchdacht war, dass sie eben “Scheisse” war.
Aber ich weiss – auch das ist ja nicht ihre Schuld. Die Jungs sind zu Spekulationsobjekten grosser Konzerne geworden die damit viel Geld verdienen möchten. Und die Konzeren machen dass weil es Menschen wie Du und ich gibt, die für solche Stories, Filme, Dramen, Sehnsüchte eben auch zahlen.
PS: Die “Tracht Prügel” war symbolisch gemeint ….. ich werde nicht anfangen Kinder zu schlagen
Gruss aus Mae Sai – Michael
Mein Haus ist nur 2km von Tham Luang entfernt. Vor dem Event konnte man die Natur um die Höhle toll geniesen, …. im klaren und kühlen Bergwasser schwimmen ….. das ist jetzt alles weg.
Natürlich bleibt da eine Träne in im Auge hängen…..
Hallo Michael,
danke für Deine Antwort auf meinen Kommentar.
Dass die Medien Hyänen sind, die sich auf so ein Ereignis stürzen, ist wohl nur schwer zu verhindern. Die lassen auch oft Taktgefühl und Objektivität vermissen. Es geht um Sensationen, die man verkaufen will. Leider oft zulasten der Beteiligten und nicht selten auch zulasten der Wahrheit.
Andererseits wäre es auch merkwürdig, wenn man darüber nicht berichtet hätte. Was mich ein wenig wundert ist, dass es von den vielen interessanten Dokumentationen über dieses Ereignis kaum etwas mit deutscher Übersetzung gibt. Zum Glück verstehe ich einigermaßen Englisch.
Normalerweise bin ich an Sensationen und Katastrophen in der Welt wenig interessiert, weil sie mich zu sehr belasten. Ich schaue auch keine Katastrophenfilme oder ähnlichen Schrott. Und ich hätte mich mit dieser Sache auch nicht so beschäftigt, wenn es mehr Opfer gegeben hätte. Es ist für die Menschen auf der Welt aber auch schön zu erfahren, dass es noch Katastrophen mit überwiegend positivem Ausgang gibt (der Tod des thailändischen Tauchers wird dabei leider fast zur Nebensache).
Vielleicht bekam es auch deshalb so viel Aufmerksamkeit, weil gerade Fußball-Weltmeisterschaft und ein junges Fußballteam in der Höhle eingeschlossen war. Und natürlich die internationale Beteiligung an Rettungskräften war ein Grund dafür.
Angeblich gab es ja sogar so etwas wie einen Wettstreit zwischen den Nationen. Die Briten wurden als die großen Helden gefeiert, während die Royal Thai Navy Seals, die die ganzen Vorbereitungen unter widrigsten Umständen trafen (z.B. Seile auslegen), kaum erwähnt wurden.
Vieles wird im Nachhinein glorifiziert und so dargestellt, dass es gut zu “verkaufen” ist. Glücklicherweise haben sie nach ein paar Wochen die Kinder von den Medien abgeschirmt und erst einmal in ein Kloster geschickt. Dass große Konzerne dann auch noch Profit schlagen wollen, ist widerwärtig, aber nur ein weiterer Beweis für mich, wie menschenverachtend dieses kapitalistische System ist.
Ich hoffe sehr, dass sich diese jungen Menschen gut von ihrem Trauma erholen und ein langes, gesundes und erfolgreiches Leben haben. Das wünsche ich übrigens allen Menschen. Naja – sagen wir, den meisten. Im Übrigen finde ich es wundervoll, wie höflich die Thailänder sind. Alleine schon dieses “Khrab” bzw. bei Frauen “Kaa” nach fast jedem Satz als Ausdruck von Ehrerbietung. So etwas sucht man hierzulande meist vergebens. Im Gegenteil: Die Kinder und Jugendlichen in Deutschland werden immer frecher, ordinärer und rücksichtsloser. Kein Wunder: Von wem sollen sie es lernen, wenn jede Moral und religiösen Werte auf dem Altar des Materialismus geopfert werden.
Es ist ja sehr interessant, dass Du dort lebst. Das hätte ich wegen Deines Namens natürlich nicht erwartet. Warum kann man dort nicht mehr die Natur genießen und schwimmen? Ist alles auf Dauer gesperrt worden? Gestern habe ich auf Google-Earth gesehen, dass bis Ende September dort wegen Umbauten geschlossen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass auch die Thailänder vor Ort sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen werden, mit Souvenirständen auf dem Gelände Geld zu verdienen. So sind die Menschen eben.
Hört man denn in der Gegend noch etwas von den Jungs? Wie es ihnen inzwischen geht? Ob die wohl nochmals einen Ausflug in diese Höhle wagen würden? Kann ich mir fast nicht vorstellen.
Ich wünsche Dir alles Gute. Euer König hat ja einen Zweitwohnsitz hier in Bayern. Was ich über ihn denke, behalte ich lieber für mich.;-)
Hello Stefan
Great story and very well written!
The article also contains many details I did not know,
thank you for your good research. I am looking forward
to watch the movie on netflix, i hope it will be a success!
All the best, biker pg
Thank you Peter,
let’s watch an episode together. It will be fun to search the background to find ourselves.