Thailändische Spielkultur – von Kartenspielen bis eSports

Eine Männerrunde mit Karten in der Hand, Studenten vor dem Schachbrett oder junge Erwachsene beim Mobile Gaming mit dem Smartphone – keine seltenen Anblicke auf thailändischen Straßen. Immer wieder ist zu sehen, dass die Menschen im Land des Lächelns oft zu Spielen greifen, um ihre freie Zeit zu gestalten. Hier ist nun ein kurzer Überblick über die reiche Spielkultur Thailands.

Traditionelle Spiele

Pok Deng gehört zu den Lieblingskartenspielen der Thailänder. Da es große Ähnlichkeit mit Blackjack hat, können Touristen und Neuzugezogene, die ein Faible für Kartenspiele haben, das Thai-Spiel schnell erlernen. Gespielt wird mit 52 Karten, mit dem Ziel, den Dealer zu schlagen. Liegt der Spieler in einer Runde näher an der Neun als der Dealer, hat er gewonnen. Deutlich exotischer ist das Kartenspiel Gob Dum Gob Dang. Dieses ist ein Abkömmling des Spieles Chinese Ten und ist damit ein für Asien typisches Raubspiel, bei dem offene Karten auf dem Tisch mit Handkarten „erbeutet“ werden. Damit ein Spieler eine Karte aus der Tischmitte befreien kann, muss bei Gob Dum Gob Dang eine offene Karte und eine Handkarte einen Zahlenwert von zehn ergeben. Sieger des Spiels ist derjenige, der zum Schluss die meisten Karten aus der Tischmitte erbeutet. 

Auch Brettspiele sind in Thailand äußerst populär. So sieht man an Straßenecken immer wieder Menschen, die einander in der einheimischen Schachvariante Makrook Thai herausfordern. Auch die thailändische Dame Mak-hot genießt hohe Beliebtheit und wird durchweg in allen Gesellschaftsgruppen mit Begeisterung gespielt. Verglichen mit den westlichen Versionen zeigen beide Brettspiele nur kleine Unterschiede im Regelwerk und können deshalb von Neuzugezogenen schnell erlernt werden. 

In Bezug auf Würfelspiele ist Shut The Box ein absoluter Thai-Klassiker, der langsam auch in Deutschland Einzug hält. Es wird auf einem Spielbrett mit Klappen gespielt. Ziel dabei ist, durch Würfeln alle Klappen zu schließen. 

Casinokultur

Bei all dieser Spielfreude wäre zu erwarten, dass Thailand eine reiche Casinokultur vorzuweisen hat. Was jedoch im Land selbst fehlt, floriert stattdessen in den Nachbarländern in unmittelbarer Nähe zur Landesgrenze zu Thailand. Über die Jahre sind nämlich in Laos und Kambodscha zahlreiche Gaming-Hotspots wie die Stadt Piopot entstanden, die Einheimischen und Touristen eine glitzernde Casino-Welt anbieten. 

Besucher dieser Spielstätte werden auf den ersten Blick ein bekanntes Ambiente wiederfinden. Denn die heutige Casinokultur hat ihre historischen Wurzeln im Westen. Europäische Spielbänke wie das Casino di Venezia in Italien, das Casino de Monte Carlo in Monaco oder das Kurhaus Baden-Baden in Deutschland gehören zu den ältesten Etablissements dieser Art und dienten als Vorbild bei der weltweiten Verbreitung des Casino-Konzepts. Folglich sind die Casinos in Asien in vieler Hinsicht eine Kopie des europäischen Modells. Klassische Spiele wie Poker und Roulette sowie technische hoch entwickelte Slotmaschinen sind auch hier eine Selbstverständlichkeit. Doch wesentliche Unterschiede gibt es dennoch: Asiatische Gäste sind im Vergleich zu europäischen und amerikanischen Spielern ernsthaftere Gegner, die durch Ehrgeiz und überraschender Spielraffinesse auffallen. Zudem bevorzugen Asiaten Baccarat statt Poker und lieben das Würfelspiel Sic Bo. In Thailands Nachbarländern erwartet Gäste damit ein etwas anderes Casino-Erlebnis.

Hobby-Gaming und eSports

Während traditionelle Spiele in Thailand alle Altersgruppen ansprechen, sind vor allem bei den jüngeren Generationen Computer- und Videospiele sowie Mobile Games und eSports nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken.

Bei knapp 70 Millionen Einwohnern soll es im Land des Lächelns rund 32 Millionen Amateur- und Profigamer geben. Besonders beliebt sind Mobile Games. Statistiken zeigen, dass südostasiatische Gelegenheitsspieler verglichen zum Westen sechsmal mehr zum Gamen zu ihren Smartphones und Tablets greifen. In Bezug auf eSports ist auf Mannschaftsebene Dota 2 der Game-Hit. Im Einzelspiel setzen Thailänder dagegen auf Hearthstone. Den Games folgen auf der Beliebtheitsskala Counter-Strike, Overwatch und League of Legends. Sowohl im Teamplay als auch im Einzel haben thailändische Profispieler in den vergangenen Jahren hunderttausende US-Dollar in internationalen Turnieren einkassiert. 

Der Erfolg der Profispieler sowie das große Interesse der Bevölkerung hat in der thailändischen Regierung Widerhall gefunden. 2013 gründete die Regierung die Thailand eSports Federation (TESF) zur Bekanntmachung des eSports sowie finanziellen Unterstützung von Turnierorganisationen. Unter anderem wurden die ESL One-Events für Dota 2 sowie ESL National Tournament-Events staatlich gesponsert. Größter Gewinn für den thailändischen eSports war jedoch seine Anerkennung als professionelle Disziplin. Dies ermöglicht nicht nur Gaming-Fans im Land neue Alternativen zur Ausübung ihres Hobbys auf Amateur- und Profiebene, sondern beschert Thailand einen besonderen Platz in der internationalen eSports-Szene. 

Letztendlich gibt es viele Gründe, Thailand zu lieben. Einer davon ist die vielfältige Spielkultur. So sind traditionelle Spiele bis heute ein fester Bestandteil des Alltags und für Thailänder ein gängiger Weg, um mit Freunden Zeit zu verbringen. Für mehr Extravaganz häufen sich an der Grenze zu Thailand in Laos und Kambodscha zahlreiche Casinos, die sowohl Touristen als auch Thailänder willkommen heißen. Neu für die thailändische Gesellschaft und dennoch weit akzeptiert ist dagegen das Gaming über digitale Tools. Besonders eSports scheint im Land des Lächelns sein Potenzial zu verwirklichen.

Photo by maibond007 und Mathew Schwartz on Unsplash

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