Interviews mit Peter und Bruno zur Netflix Produktion “Thai Cave Rescue”

Peter – etwas Neues ausprobiert

Vor ungefähr einem halben Jahr waren wir bei den Filmaufnahmen dabei. Was ist dir noch präsent?

Die ganze Technik dahinter. Ich hatte ja keine Ahnung vorher, wie oft Szenen von unterschiedlichen Perspektiven aus gedreht werden. Mir war nicht bewusst, wie aufwändig das ist.

Es gab Schienen am Boden, Kameragalgen, Tontechniker und Lichttechniker. Obwohl es sich eher ein Mittel-Budget-Projekt handelte, war der Aufwand und die Technik überraschend groß und beeindruckend.

Ich hatte auch nicht damit gerechnet, einen Tagessatz bezahlt zu bekommen. So jungfräulich wie ich war, dachte ich zunächst, du nimmst mich auf den Arm (Anmerkung: als ich, Stefan, ihm von der „Gage“ erzählt habe). Aber ich wollte dennoch hingehen, weil ich neugierig war.

Später habe ich verstanden, dass das Taschengeld von 2000 bis 3000 Baht durchaus gerechtfertigt war. Wir waren so lange wartend auf stand-by, mussten meist schon um 6 Uhr früh vor Ort sein und abends ging es bis 22 Uhr. Das macht man nicht freiwillig jeden Tag.

Für mich war das eine einmalige Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren. Entsprechend habe ich mich auch für weitere Filmtage beworben und war bei insgesamt 12 Drehtagen dabei.

Wie lief der Bewerbungsprozess ab?

Ich sollte ein kurzes Video von mir schicken. Nach ein paar Tagen ohne Rückmeldung habe ich dann mal nachgefragt und eine eher vage Antwort bekommen: „Wir werden schon was für dich finden.“ Da dachte ich schon, dass es nichts wird. Aber wenige Tage später war ich im Einsatz.

Was waren deine Rollen und Funktionen?

Insgesamt war ich 12 Tage im Einsatz als Foreign-Diver-Statist, Stand-in und Double.

Foreign Diver: Der erste Tag war gleich am Wasserfall (Khun Kon Waterfall). Wir mussten im Zelt hinter den richtigen Tauchern und Schauspielern stehen.

Stand-in: Ich weiß nicht mal, für wen ich das gemacht habe. Mir wurde gesagt, stell dich hier hin und bleib da. (Anmerkung: Stand-ins sind Personen, die statt der echten Schauspieler genau am Einsatzort stehen, bis die Kameras aufgebaut sind, das Licht stimmt und die Tontechnik gelegt ist.)

Als Stand-in war es besser, weil ich mehr beschäftigt war und auch näher dran.

Double: Am Abend vor dem letzten Drehtag sagten sie zu mir „Peter, morgen bist du ein Double.“ Deshalb durfte ich am nächsten Tag dann auch mit den Schauspielern im Bus sitzen. Ich bekam einen neuen Haarschnitt, wurde geschminkt und musste die Kleidung von Vern anziehen. (Anmerkung: Das ist der britische Höhlen-Forscher aus Chiang Rai).

Offensichtlich hat das gepasst. Denn die Regie-Assistentin sprach mich an mit „Hi Vern, already back?“. Ich war dann den ganzen Tag auf stand-by, wurde aber doch nicht eingesetzt.

Hattest du Kontakt zu den Schauspielern?

Möglich, wenn man es gesucht hat, weil die sehr aufgeschlossen waren. Am Schluss hatte ich das Gefühl wir wären eine große Familie. Wir aßen auch zusammen, weil das so in dem kleinen Team am Wasserfall ablief. Später an der Höhle war das nicht mehr gewünscht, aber das habe ich erst spät mitbekommen. (Anmerkung: Es gab ein sehr schönes Buffet für die Schauspieler und Crew. Die Lunch-Pakete für die immerhin über 100 Statisten gab es in einem Zelt weniger schön präsentiert.)

Die Atmosphäre war gut. Auch wenn keine internationalen Stars dabei waren, sind die Gesichter in Thailand bekannt. Es war ein respektvoller, angenehmer Umgang. Keine Hochnäsigkeit.

Schwierigkeiten

Covid-Situation. Wir mussten jede Woche zum Covid-Test im Krankenhaus.

Herausfordernd war das lange Warten. Einmal warteten wir den ganzen Tag auf einen Einsatz und konnten dann am Ende nach Hause gehen, ohne einmal vor der Kamera gewesen zu sein.

Meist wurden wir instruiert, was zu tun sein beim Take. Manchmal wussten wir aber auch gar nichts. Wir wurden hingestellt und fertig. So gab es die Situation bei einer langen Aufnahme im Zelt, bei dem wir alle – auch die thailändischen Statisten – um den Tisch herumstanden. Die relativ kleinen Thais standen vorne und verstanden überhaupt nichts von den minutenlangen Dialogen. Entsprechend waren sie abgelenkt und schauten in der Gegend herum oder tuschelten. Erst als der Regisseur sich lautstark beklagte, wurden ihnen bewusst, was zu tun war.

Das wirkte auch sehr unrealistisch, weil die vielen Menschen bei der Lagebesprechung eigentlich nichts zu suchen hatten.

Glaubst du, dass der Film realistisch wird?

Nein. Mittlerweile habe ich die Dokumentation von National Geographic gesehen und meine, die ist viel realistischer. Dort kommen auch die echten Taucher und Einsatzkräfte zu Wort.

Was meinst du, ist die Stärke der Netflix-Produktion?

Das wird eine unterhaltsame Geschichte, vielleicht ein wenig seicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Miniserie einen Oskar gewinnen wird.

Würdest du wieder bei einem Film als Statist mitarbeiten?

Ja, auf jeden Fall. Es war eine gute Zeit. Ich habe interessante Leute kennen gelernt und gute Gespräche geführt. Allerdings glaube ich nicht, dass wir noch mal die Chance hier in Chiang Rai bekommen werden.

Herzlichen Dank Peter, für diese faszinierenden Einsichten in die Arbeit als Statist bei Thai Cave Rescue.


Bruno – Rain, Mud, and Friendship

Was fällt dir ein, wenn du dich an die Arbeit bei der Höhlenrettung in Thailand erinnerst?

Bevor das passiert ist, hatte ich nicht viel Kontakt mit Farang hier in Chiang Rai. Dort habe ich so viele coole Leute kennengelernt, mit denen ich immer noch in Kontakt bin.

Der Regen, wir waren klatschnass, und der Schlamm.

Wie viele Tage warst du vor Ort bei den Filmdrehs?

Ich war 20 Tage (oder Nächte) über einen Zeitraum von eineinhalb Monaten dort. Mit langen Tagen. Ich erinnere mich nur an einen Tag, an dem die Sonne herauskam und sie nicht drehen konnten, weil das Wetter zu schön für die Regen- und Sturmszenen war. Das war der einzige Tag, an dem sie den Dreh abbrachen.

Wie bist du dazu gekommen?

Ich habe die Anzeige in Chiang Rai Everything auf Facebook gelesen. Ich habe die Casting-Firma angerufen und sie haben mich sofort genommen.

Was waren deine Rollen?

  • Amerikanischer Soldat
  • Ausländischer Taucher
  • Rettungsingenieur
  • Stand-in

Mehrmals musste ich den ganzen Tag lang klatschnass bleiben. Nach dem ersten Tag wusste ich, dass ich Kleidung zum Wechseln mitnehmen musste.

3 Drehorte

  • Khun Kon Wasserfall
  • Höhle
  • Ein Tal bei der Höhle

Sie brachten einen Bohrer oder Rock Grainder herauf und zerstörten alle Reisfelder. Ein wunderschöner Ort. Das ist ein Militärgebiet und darf nicht betreten werden. Eines Tages schüttete es in Strömen. 100 Menschen versuchten, einen Unterschlupf unter Dächern zu finden. Eine Menge Schlamm.

Was war der schlimmste Teil für dich?

Hier und da habe ich daran gedacht, aufzuhören. Es gab Tage und Nächte, in denen wir nur wenige waren. Die anderen haben geschlafen, ich habe darauf gewartet, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen. Keine Szenenaufnahmen, nichts zu tun. Ich fühlte mich wie ein Tiger im Käfig. Das Warten war so anstrengend. Manchmal waren es 10 Stunden Wartezeit, in denen ich nur herumhing. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht fühlte es sich an wie ein Jetlag, der meine üblichen Schlaf- und Essenszeiten durcheinanderbrachte.

Ich habe einen Mann kommen und nach zwei Stunden wieder gehen sehen, ohne das Geld zu nehmen.“ Zu nass, zu kalt, ich wollte nur sehen, wie es ist.“, sagte er.

Hast du die richtigen Schauspieler getroffen?

Ich habe mehrmals unser Essen zum Set gebracht (Anmerkung von Stefan: Seine Frau macht die beste Focaccia in Nordthailand). Den Hauptdarstellern hat es geschmeckt und so haben sie sich meinen Namen gemerkt. Aber es sind bodenständige Leute. Sehr nett, ganz normal.

Wie war die Atmosphäre?

Es fühlte sich an wie das Woodstock-Festival. Viele Leute arbeiten. Anhänger, Wohnwagen, Restaurants. Es sah ein bisschen aus wie ein Musikfestival ohne Musik. Besonders als wir am Khun Kon Wasserfall waren. Das fühlte sich an wie eine Party. Wir haben dort ganze Nächte mit Warten und Rauchen verbracht.

Wie wird sich diese Netflix-Produktion für dich anfühlen?

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich daran interessiert, die Miniserie zu sehen. Sie klingt für mich nicht attraktiv. Spoiler-Alarm: Die Kinder haben überlebt. Hahaha.

Es scheint eine familienfreundliche Serie zu sein. Ich bin froh, dass ich mitgemacht habe. Es war sehr interessant, aber ich hatte nicht das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein.

Was hat dich beeindruckt?

Die Organisation dahinter. Der Film hat mich nicht beeindruckt, sondern das, was dahinter passiert ist. Es gab Hunderte von Leuten, und alle kannten ihre Rolle. Jeder schien etwas zu tun zu haben – abgesehen von uns. Hahaha

Die Toiletten waren sauber, das Essen wurde pünktlich serviert, Nachschub war da. Wir wurden ohne Verzögerung bezahlt. Alles war gut organisiert. Sie kümmerten sich um uns. Wenn wir Beschwerden hatten, hatten sie ein offenes Ohr.

Über andere Statisten, die sich beschwerten:

Einige der Statisten waren etwas wählerisch, egoistisch würde ich sagen. Die Organisatoren haben uns erklärt, wie viele Stunden wir bleiben müssen. Sie haben uns gesagt, wie wir bezahlt werden und was wir zu tun haben. Wenn du bereit bist, das zu tun, dann akzeptiere das und schweige. Es war unsere Entscheidung, dort zu sein.

Würdest du nochmal dabei sein wollen?

Wenn ich nicht hinreisen müsste, würde ich es tun. Ja, es hat Spaß gemacht. Ich würde es auf jeden Fall wieder tun.

Natürlich gab es auch harte Tage. Ich meine, es ist ein Unterschied, ob man als Statist in einer Komödie am Strand spielt oder in einem Unwetterfilm, bei dem man den ganzen Tag nass ist. Nun, ja, es kommt darauf an. hahaha

Was war für dich interessant, was du nicht erwartet hast?

Die Thais, die am Set arbeiteten, schienen gut ausgebildet und aufgeschlossen zu sein. Vielleicht weil sie es gewohnt sind, mit Ausländern zu arbeiten, schienen sie sich mehr dafür zu interessieren, was in der Welt vor sich geht.

Ich glaube, sie mochten ihre Arbeit. Niemand schien schlechte Laune zu haben. Selbst die Jungs, die den ganzen Tag durch den Schlamm liefen, um das Licht zu installieren. Sie verdienen gutes Geld. Als ich mit ihnen sprach, sagten sie, dass sie ständig den Standort wechseln. Sie sind für einen Monat dabei, dann haben sie einen Monat frei. Dann sind sie für 6 Monate dabei und haben 3 Monate frei. Wenn sie in einer Produktion sind, geben sie kein Geld aus. Alles ist bezahlt.

Vielen Dank, Bruno, für diese genialen Einblicke.


Wenn die Serie veröffentlicht ist, werde ich nach Szenen schauen, wo die beiden zu sehen sind, und diese dann hier zeigen.

Meine Erfahrungen beschreibe ich im Artikel Thai Cave Rescue – ich war dabei

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Hallo, ich bin Stefan

Seit 2014 lebe ich hauptsächlich in Chiang Rai, der nördlichsten Provinz Thailands.

Hier auf STEFANinTHAILAND berichte ich über Leben, Reisen und Radfahren in Thailand. Neugier und Lust auf Aktivitäten sind meine größte Motivation, um Land und Leute zu erkunden. Vor allem für Chiang Rai werde als Experten bezeichnet.

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