Schweinshaxe in der Kulturbrauerei Heidelberg

Eine Thailänderin auf Reisen – Essen

Was man erlebt, wenn man seine thailändische Freundin (oder Frau) nach Europa einlädt.

Ich bin sicher nicht der erste Mann, der das erlebt, und werde ganz bestimmt nicht der letzte sein, der in Genuss kommt, seine thailändische Freundin einzuladen und damit viel amüsantes zu erleben.

Culture Clash heißt das auf Englisch und ist ein Genre bei Komödien. Das Aufeinanderprallen von Kulturen, die eigentlich nicht kompatibel sind, scheint also eine gute Basis für lustige Erlebnisse zu sein.

Essen ist ein großes Ding in der thailändischen Kultur.

Manch böse Zungen behaupten, Thais sind ständig am essen und, wenn sie gerade mal nicht essen, denken sie daran, was sie als nächstes essen könnten. Richtig ist, das viel übers Essen gesprochen wird. Z. B. wo man die leckeren Longan herbekommen hat und wie viel man dafür bezahlt hat. Oder auch, wo man in der Mittagspause hingeht, weil frau gerade Gelüste auf Nudelsuppe oder ein bestimmtes Gemüse hat. Tatsache ist auch, dass es an jeder Ecke etwas Leckeres zu kaufen gibt. Und wenn es nur ein Grill am Straßenrand ist, wo man für 10 Baht pro Stück Fleischspieße bekommt.

Meine thailändische Freundin (und heutige Frau) kam also zu mir nach Deutschland. Wie jedes Jahr verbrachte ich auch diesmal wieder den Sommer über arbeitend in Süddeutschland. Sie hatte einen wirklich großen Koffer dabei. Ich mitteleuropäisch konditionierter Mann dachte an Berge von Kleidern, die frau nun mal so braucht. Aber mein Fan, wie eine Freundin, Lebenspartnerin oder Girlfriend genannt wird, überraschte mich mal wieder. Ein Großteil des Gepäcks bestand aus Geschenken für meine Familie und Freunde in Deutschland. Und aus einer enormen Menge Zutaten für thailändisches Essen.

Da waren verschiedene Gewürzpasten dabei. Z. B. einige Packungen mit der Basis von Tom Yam Gung, einer Lemongrass Suppe, die bei Ausländern sehr beliebt ist. Meine Freundin meinte, dass sie bestimmt gefragt werden würde, ob sie thailändisch kochen könne. Dann würde sie dieses Gericht zubereiten. Auch einige Packungen Mamas durften nicht fehlen. Das sind die bekannten Instant-Nudeln aus dem Asia-Shop. Für Notfälle meinte sie. In dem Koffer waren natürlich auch Chillies, denn sie liebt scharfes Essen. Die Krönung war eine übel riechende, selbst angesetzte … ja, was eigentlich? Fischsoße? Naja, so was ähnliches jedenfalls. Gut, dass die Leute am Zoll ihren Koffer nicht geöffnet hatten.

Okay. Meine Beteuerungen, dass es in Deutschland viele Asia-Läden gibt und alle Zutaten günstig zu kaufen sind, waren also nicht ernst genommen worden. Zu groß war das Risiko für sie, eine kurze Zeit mit Farang-Food, westlichem Essen, leben zu müssen.

Käse aus Holland

Ich hatte mir ja vorab überlegt, welche deutschen Gerichte kompatibel sein könnten. Leider stellte sich dann raus, dass ich zwar nicht ganz daneben lag, meine Kochkünste aber mittlerweile recht dürftig geworden waren. Damit konnte ich nicht mal mich selbst überzeugen. Meine Kreationen mit Gemüse und Reis waren ja noch okay, aber als ich mich an einem Haschee probierte, griffen wir dann doch lieber zum Notfall-Paket. Also überließ ich ihr dankbar das Kochen, wenn wir nicht gerade unterwegs waren, weil ich ja durchaus gerne Thailändisch esse. Erstaunt hat mich, dass sie nach unserem Besuch bei Freunden in Holland, Genuss an Käse gefunden hatte. (Nachtrag: Zwei Jahre später stellte sich dann heraus, dass es nicht die von mir vermuteten, milden Käsesorten waren, sondern die rezenten Käse wie Appenzeller.)

Bier aus der Kulturbrauerei Heidelberg

Einen großen Erfolg konnte ich dennoch feiern.

Wir leben ja im Norden von Thailand, wo die Menschen gerne Schweinefleisch essen. Fettes Schweinefleisch. Was gibt es also besseres als ขาหมู (Kaa Muu)? Das Bein vom Schwein, in Süddeutschland Schweinshaxe und in Norddeutschland Eisbein genannt. Das Ganze in einer urigen Brauereikneipe genossen mit echtem deutschem Bier löste Begeisterung aus. Inklusive der obligatorischen Selfies für die Freunde zuhause. Voller Erfolg!



Zu scharf! Echt?

Meine Frau isst selbst für thailändische Verhältnisse sehr scharf. Ich erinnere mich gut an einen Abend in Steves Cuisine am Chao Praya, einem sehr beliebten Restaurant in Bangkok. Alle Thais am Tisch meinten, dass dieses eine Gericht zu scharf sei, während meine Frau genüsslich weiter aß.

Ich dachte mir also eine Überraschung aus. „Schatz, ich habe eine richtig scharfe Soße für dich.“ DaBomb heißt die und liegt auf der Scoville-Skala ziemlich weit oben. Sie goss das Zeugs also über ihren Reis. Ich sag noch „Achtung, ich glaube, das ist richtig scharf“, aber da war es schon zu spät. Seitdem weiß sie, was Achtung heißt und benutzt das Wort auch zu allen möglichen Gelegenheiten.

Wichtig übrigens: Wenn deine Freundin ein Visum für Deutschland beantragt, braucht sie eine Krankenversicherung für diese Zeit. Mein Tipp ist die HanseMerkur, die von der deutschen Botschaft anerkannt ist.


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4 Kommentare zu „Eine Thailänderin auf Reisen – Essen“

  1. Servus Stefan, lustiger und sehr wahrer Beitrag. Ähnliches machen wir auch und mittlerweile hat sich ein Ritual eingestellt. Jeder Deutschlandbesuch beginnt im Ratskeller (unter dem alten Münchner Rathaus) und meine bessere Hälfte bestellt sich immer Schweinshaxn mit 2 Knödeln und mindestens 2 Weizen. Gäbe es dort Tom Yam oder Som Tam (10 Chilis sollten es schon sein), ich würde es bestellen. Rollentausch auf gut thailändisch eben.

  2. Hallo Stefan
    Ja,genau so ist es….allerdings mag meine Frau auch nach 12 Jahren in D. noch immer keinen Kaese.Auch das mit dem scharfen Essen ist gleich,andere nehmen 4 Chllies in den Papaya Salat,sie braucht 8 bis 10 ! Gestern abend roestete sie ihre Chillies,ich sass vor dem Fernseher hatte Hustenanfaelle und dachte erst,es haette jemand Traenengas versprueht….
    Schoenes Wochenende,
    Hubs

    1. Klasse! Als ich neulich Som Tam mit einer Chillie bestellt habe (das ist die beste Möglichkeit zu gewährleisten, dass es nicht zu scharf wird), meinte die Verkäuferin: “hihihi, mein 5-jähriger Sohn nimmt 2, hihihi.”

      Dir auch noch einen schönen Sonntag

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Hallo, ich bin Stefan

Seit 2014 lebe ich hauptsächlich in Chiang Rai, der nördlichsten Provinz Thailands.

Hier auf STEFANinTHAILAND berichte ich über Leben, Reisen und Radfahren in Thailand. Neugier und Lust auf Aktivitäten sind meine größte Motivation, um Land und Leute zu erkunden. Vor allem für Chiang Rai werde als Experten bezeichnet.

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