Fahrradfahren in Japan – meine Erfahrungen im Land der aufgehenden Sonne

Hier findest du Informationen zum Radfahren in Japan, zu Orientierung und Übernachtungsmöglichkeiten, zu der Möglichkeit Gepäck oder auch das Rad zu verschicken.

Von Mitte September bis Mitte Oktober 2016 war ich im Land der aufgehenden Sonne unterwegs. Natürlich wollte ich auch Radfahren und so das Land im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“. Also hatte ich mein Tourenrad dabei. Außer kleineren Ausflügen in Tokyo und Tottori war ich zweimal auf Tour. Allerdings „nur“ in Kansai, dem mittleren Teil der Hauptinsel.


Ist Japan ein Land zum Fahrradfahren? Meine Pros und Contras.

Meine Erfahrungen sind gemischt. Auf der Pro-Seite finden sich:

  • Hohe Sicherheit, wenig Kriminalität. Gefahr gering, dass das Rad geklaut wird.
  • Schöne Natur. Vor allem an der Küste.
  • Super Straßennetz.
  • Versorgung mit Essen und Trinken ist vollkommen unproblematisch.
  • Radfahren ist anerkannt. Es gibt genug gut sortierte Bike Shops.
  • Das Fahrrad ist in den Städten ein häufig verwendetes Verkehrsmittel.

Auf der Contra-Seite stehen:

  • Teilweise enge Straßen, was viel Aufmerksamkeit beim Fahren braucht.
  • Viele Tunnels im bergigen Gelände.
  • Transport in öffentlichen Verkehrsmitteln ist schwierig bis unmöglich.
  • In Megastädten macht radeln keinen Spaß.
  • Es gibt nur wenige günstige Übernachtungsmöglichkeiten, insbesondere, wenn man flexibel unterwegs sein will.
  • Linksverkehr ist für Viele gewöhnungsbedürftig.
  • Je nach Jahreszeit gibt es viel Regen.
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Straßennetz
Japan ist ein dicht besiedeltes und hochindustrialisiertes Land. Entsprechend ist das Straßennetz sehr gut ausgebaut. Das bedeutet aber auch, dass es große Städte und Industriegebiete gibt. Meine 4 relativ kurzen Tagestouren von Himeji über Osaka bis Izumi waren mit gefühlten Hundert roten Ampeln kein Spaß.

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Die Herausforderung auf dem Land ist eher kleine oder wenig befahrene Straßen zu finden. Am besten war es, wenn eine Autobahn (Express Highway) parallel verlief. Dann gab es deutlich weniger Verkehr.

Sicherheit
Ich habe mich in Japan immer sehr sicher gefühlt, wenn es darum ging, mein Rad irgendwo stehen zu lassen. Auch mit Gepäck habe ich mir wenig Gedanken gemacht, weil es im Land nur wenig Kriminalität gibt. Außerdem ist jede Baustelle perfekt abgesichert, liegen gebliebene Fahrzeuge werden sofort gut sichtbar gekennzeichnet, Autofahrer sind relativ vorsichtig was Radfahrer angeht – es geht so zu wie in Mitteleuropa.

In den Städten fahren Alle auf dem Bürgersteig. Und das ziemlich durcheinander, d.h. auch mal auf der falschen Seite. Also aufgepasst!



Orientierung
Straßenschilder zumindest an den großen Straßen sind immer auch in unserer Schrift. Mit einer Mischung aus dem Routenplaner von Google Maps (mit einer japanischen SIM-Karte für knapp 3000 Yen für 1 Monat) und CityMap2go (mit kostenlosen Offline-Karten, die man sich vorher runterladen kann) war ich gut unterwegs.

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In den großen Städten habe ich mich auch gut an Eisenbahnstrecken oder großen Autobahnen orientieren können. Beide sind häufig hoch gebaut und daher gut sichtbar. Oft war es auch möglich direkt an der Bahnlinie entlang auf einer kleinen Straße zu fahren.

Japanisch sprechen
Obwohl Japaner extrem hilfreich sind, ist es nicht immer ganz einfach nach dem Weg zu fragen. In den großen Städten ist es relativ einfach sich mit Englisch zu verständigen. Auch sind dort die meisten Wegweiser, Fahrpläne und ähnliches zweisprachig. Ganz anders ist das auf dem Land. Dort fand ich bei weitem mehr Menschen, mit denen ich mich nur in Japanisch und mit Händen und Füßen verständigen konnte.

Spannend ist zu erleben, wie moderne Technik das Leben verändert. So war es für eine junge Japanerin ganz selbstverständlich, sich mit Hilfe des Google Translaters mit mir zu unterhalten. Sie hat mir auf die Art ihre halbe Lebensgeschichte erzählt. Nötig dazu ist eine:

SIM-Karte
Sakura Mobile bietet dafür die besten Lösungen. Sowohl Urlauber, als auch Reisende und Menschen, die ein bisschen länger bleiben, finden bei Sakura die passende Lösung für mobiles Internet für Unterhaltung, Internet-Telefonie und Orientierung.

Öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder
Meine Erfahrungen sind gemischt.

Für den Airport-Limousin-Bus vom Narita-Flughafen in Tokyo in die Innenstadt musste mein Rad eingepackt sein. 5 Mitarbeiter des Busunternehmens haben es eingepackt, so dass es mitgenommen werden konnte.

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Im Willer-Bus von Tokyo nach Kyoto war es nicht möglich mein Rad mitzunehmen. Auch nicht in einer Tasche, was ich nicht wirklich verstehe. In Zügen ist es offensichtlich möglich ein Bike verpackt mitzunehmen. Allerdings ist hier wenig Platz für großes Gepäck. Tipp von Tessa: eher ganz hinten oder ganz vorne einsteigen.

In der Metro bzw. den Straßenbahnen in Tokyo sind Räder nicht erlaubt.

Bei der Anmeldung einer Taxifahrt zum Flughafen wurde die Radmitnahme verweigert. Als ich einfach ein Taxi rief, packte der Taxifahrer mein Rad einfach in den großen Kofferraum und schnürte den Deckel fest.

Gepäcktransport
Eigentlich eine tolle Sache. Man kann sich in Japan sehr leicht Gepäck vor- oder nachsenden. Yamato war die erste Firma, die diesen Service anbot und heute das größte Vertriebsnetz hat. Ein normales Paket kann in einem Kombini („Convenient-Store, 24-Stunden-Supermarkt, 7/11, Lawson, Family Mart, usw.) abgegeben werden oder sogar im Hotel/Hostel abgeholt werden. Das verpackte Fahrrad konnte ich nur in einer Yamato-Niederlassung aufgeben. Aber von denen gibt es einige. Auch mein Notebook habe ich in einer speziellen Verpackung verschicken können. Das Fahrrad zu verschicken, kostete von Tokyo nach Kyoto 1600 Yen. Den Rucksack von Tottori nach Osaka zu schicken ungefähr genauso viel.

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ABER:
Leider war die Radtasche, die ich für 3500 Yen in einem Radladen gekauft hatte, bei der Ankunft zerrissen. Zudem war der Flaschenhalter angebrochen und eine Achse verbogen. Der Umgang mit dem verschnürten Rad scheint also nicht der schonendste gewesen zu sein. (Das unterstützt wieder meine Theorie, dass unverpackte Fahrräder besser behandelt werden, weil sie nicht als Gepäckstücke betrachtet werden und meist besser zu tragen sind.

Link Yamato (englisch). Mein Tipp: nächsten Yamato-Shop auf der Landkarte suchen.

Für den Rückflug mit AirAsia von Osaka aus wurde mir der Transport des unverpackten Rades verweigert. Bei NokScoot war das auf dem Hinflug möglich gewesen. Zum Glück gab es am Flughafen einen Verpackungsservice, wo üblicherweise Koffer „gewrappt“ werden, d.h. mit Folie umwickelt werden. Für 1500 Yen wurde das dann auch mit meinem Rad gemacht. Das Ergebnis hätte auch von Christo sein können.

Mein persönlicher Zusatz-Tipp

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Fahrradtouren in Japan

Erste Tour

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Kyoto – am Biwaksee entlang nach Hikone (ca. 95 km, nur am Anfang zum See ein paar Höhenmeter)
Am Ostufer entlang war super. Radweg ziemlich direkt am Wasser, Blick auf Berge auf der anderen Seite, viele Raub- und Seevögel.

Hikone – Oi (ca. 75 km wegen Abkürzung über den See, sonst ca. 40 km mehr)
Wegen dem heftigen Regen habe ich von Nakahame nach Imazu mit dem Schiff abgekürzt. Genialer Zwischenstopp auf der Chikubu-Insel, Kosten extra für Rad 1100 Yen. Auf der 303 in das Mittelgebirge von Wakasa, schmale Straßen mit LKWs und enge Tunnels, rutschig bei Nässe! Tipp: auf 367 abbiegen an der Policebox um den 3 km langen Tunnel zu umgehen. Obama am Meer (heißt wirklich so), geile kleine Straße direkt am Meer entlang um einen Berg herum, wunderschön ohne Autos als ausgewiesener Radweg. Küste, Dörfer und große Werften.

Oi – Kinosaki (120 km, ca. 500 Höhenmeter)
Über Maizu weiter, Marinehafen, Abkürzung Nr. 45 über Berge ca. 300 Höhenmeter. Ein Traum über schöne kleine Straße. Hab einen Hirsch gesehen. Kleine Dörfer mit traditionellen japanischen Holzhäuser, kaum Autos. Bis Miazu, dann Nr. 312. Wenn die Autobahn hier fertig ist, wird es noch weniger Verkehr geben (4 Tunnels, gefährlich, rutschig bei Nässe, nur einer hatte einen Fahrradweg) Kumihama, links abbiegen auf die 178 nach Toyooka. Kinosaki ist ein wunderschönes Dorf mit vielen Ryokas und Bäder mit heißen Quellen. Alle Leute auf den Straßen laufen mit der traditionellen Hausbekleidung und den Holzsandalen vom Hotel ins Bad und umgekehrt.

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Kinosaki – Tottori (ca. 95 km, Höhenmeter nicht gemessen)
Total schöner Küstenabschnitt, Sanin Kaigan Geopark, wunderschöne felsige Küste mit vielen kleinen Inseln, einziger Abschnitt mit ein bisschen anspruchsvolleren Steigungen, führt direkt an der berühmten Sanddüne vorbei, Tipp: Bootstour in Kami.

Hab immer wieder kleine Seitenstraßen gefunden. Mischwald mit Bambus durchsetzt. Affen im Wald an der Straße.

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2. Tour

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Tottori – Himeji (ca. 130 km, ca. 600 Höhenmeter)
Geniale Etappe durch ein Mittelgebirge wie der Schwarzwald, auf kleinen Straßen und Fahrradwegen möglich, sichere Tunnel, wenig Verkehr vor allem auf den Abschnitten, die parallel zur Autobahn verläuft. Die Burg von Himeji ist der Hammer! Weltkulturerbe!

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Himeji – Akashi (ca. 55 km, flach)
Von der schönsten Burg (Weltkulturerbe) zur längsten Brücke der Welt. Aber leider nur durch Stadtgebiet. Ich habe mir 3,5 Stunden Zeit genommen für die Burgbesichtigung. Besonders sinnvoll war es gleich um 9 Uhr bei der Öffnung dort zu sein. So hatte ich am Anfang relativ wenig Menschen um mich rum.

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Akashi – Osaka (60 km, flach)
Stadt, Stadt, Stadt. Und Industriegebiete. Aber auch immer mal wieder am Meer entlang.

Osaka – Izumi (40 km, flach) in der Nähe des Kansai International Airport
Noch mehr Stadt.


Übernachtungen in Japan

Eine Mischung aus AirBnB, Booking.com und vor Ort schauen hat sich als ideal erwiesen. Manchmal war es nicht ganz einfach kurzfristig etwas Günstiges zu finden. In Hostels mit Mehrbettzimmern hatte ich manchmal einen Raum für mich ganz alleine. AirBnB war oft die günstigere Alternative.
Probiere auch mal Agoda aus. Diese Hotelbuchungsplattform scheint vor allem in großen Städten gute – also günstige – Ergebnisse zu liefern.

Besonders gefallen haben mir die Übernachtungen in:

Shanti Guesthouse, Tottori

Greenwood Hostel in Izumi-Sano in der Nähe des Kansai International Flughafens. Stylisches und sauberes Hostel mit idealer Verkehrsanbindung

Ryokan in Kinosaki. Einfach vor Ort in der Tourist-Information nachfragen.

Geragera Hostel in Akashi / Kobe. Direkt an der längsten Hängebrücke der Welt zwischen Strand und Straße liegt das nette Hostel mit Beach-Feeling.

Centurion Cabin and Spa in Kyoto, supergeniales Capsule-Hostel mit Wellness-Bereich mitten in Kyoto zu einem vernünftigen Preis und einer für Capsules üppigen Ausstattung.


Mein Fazit zu Reisen in Japan

Mein Fazit fällt grundsätzlich positiv aus. Ich habe die Touren übers Land und an der Küste entlang sehr genossen. Fahrradfahren in Japan ist gut möglich. Die Routenplanung scheint mir aber extrem wichtig zu sein. Ich würde bei der nächsten Tour die Megastädte meiden und noch mehr kleine Landstraßen suchen.

Die Menschen im Japan habe ich als extrem hilfsbereit erlebt. So wurden viele Situationen einfacher und Probleme konnten gelöst werden. Selbst wenn die Verständigung schwierig war, bemühten sich die Menschen, mir zu weiterzuhelfen.

Außerdem würde ich mir überlegen, ob ich nicht ein Rad in Japan kaufe. Der Transport eines Rades im Flugzeug und zum Flughafen sind relativ teuer bzw. aufwändig. Ein brauchbares gibt es ab 300,- Euro. Für 500,- bekommt man schon was Ordentliches, allerdings kommt dann noch der Gepäckträger dazu oder Klickpedale. Packtaschen kann man ja mitbringen. Ich liebe immer noch meine klassischen und absolut wasserdichten Ortlieb.

Enorm hilfreich für Reisen in Japan ist die deutschsprachige Internetseite von Wanderweib Tessa


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Ein paar Impressionen aus Japan:

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